40 Tote und mindestens 75 weitere Verletzte forderte der Angriff auf ein Gefängnis in der ostukrainischen Stadt Oleniwka. Die meisten von ihnen waren wohl ukrainische Kriegsgefangene und Mitglieder des sogenannten Asow-Regiments.
Bereits wenige Stunden nach dem Angriff erklärte Russland, dass die Ukraine für den Angriff auf die Haftanstalt verantwortlich sei, wie der «Spiegel» berichtet. Als Beleg dafür wurde erklärt, dass der Angriff von einem Himars-Raketenwerfer ausgeführt wurde, den die Ukraine von den USA geliefert bekam.
«Terroranschlag von russischen Monstern»
Die Ukraine hingegen warf Russland das «entsetzliche Kriegsverbrechen» vor. Aussenminister Dmytro Kuleba (41) erklärte, die Ukraine habe «niemals zivile Infrastruktur beschossen und wird dies auch nicht tun, insbesondere nicht Orte, an denen wahrscheinlich Kriegsgefangene festgehalten werden.»
Das russische Verteidigungsministerium nannte den Angriff auf das Gefängnis in Oleniwka daraufhin eine «skandalöse Provokation», die darauf abziele, den ukrainischen Soldaten Angst zu machen und sie davon abzuhalten, sich zu ergeben.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) wiederum sprach von einem «Terroranschlag, der von russischen unmenschlichen Monstern» verübt worden sei. «Die Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, die das Leben und die Gesundheit unserer Kriegsgefangenen garantieren sollten, müssen umgehend reagieren», so seine Forderung.
Zweifel an russischer Version
Im Westen erschien die ukrainische Version des Angriffs auf das Gefängnis weitestgehend als wahrscheinlicher. So erklärte das US-Institut für Kriegsstudien: «Das verfügbare optische Material scheint die ukrainische Darstellung eher zu stützen als die russische.»
Bilder vom Gefängnis nach dem Angriff zeigen einen ausgebrannten Schlafsaal mit Leichen. Auch vor dem Gebäude liegen viele mit Planen abgedeckte Körper. Das Dach der Haftanstalt weist mehrere Löcher auf.
Zu den Zweifeln an der russischen Version gehört, dass es keine Zeugen für den Anflug der angeblichen ukrainischen Rakete gibt. Es seien auch nur Gefangene und keine Wachleute aus der selbst ernannten Volksrepublik Donezk, die von Russland unterstützt wird, getroffen worden.
Ukraine leitet Untersuchung ein
Der ukrainische Geheimdienst geht nicht von einem Beschuss auf das Gefängnis, sondern von einer gezielten Sprengung aus. Dazu wurde auch ein angeblich abgehörtes Telefonat aus dem abtrünnigen Gebiet präsentiert. Dieses konnte bisher allerdings nicht unabhängig verifiziert werden.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz erklärte in einem Statement, dass es um Zugang zur Haftanstalt gebeten habe, «um den Gesundheitszustand aller Personen festzustellen, die zum Zeitpunkt des Anschlags vor Ort waren.» Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft leitete eine erste Voruntersuchung zum Angriff ein. (SDA/AFP/obf)