Am Dienstagmorgen knallt es nahe der Stadt Majac. Zwei Sendemasten, mit denen russische Radiostationen empfangen werden können, fliegen in die Luft. Es ist der zweite Anschlag innert weniger Stunden in der prorussisch besetzten Region Transnistrien, die zur Republik Moldau gehört. Einen Tag zuvor explodieren Granaten in der Hauptstadt Tiraspol nahe dem Ministerium für Staatssicherheit. Todesopfer gibt es keine.
Wer oder was genau hinter den Anschlägen steckt, ist bislang nicht genau geklärt. Die russische Regierung hat die Anschläge allerdings zum Anlass genommen, um indirekt mit einem Einmarsch in die selbst ernannte Volksrepublik zu drohen. Man wolle ein Szenario vermeiden, in dem man gezwungen sei, in Transnistrien zu intervenieren, erklärte das Aussenministerium.
Ist Russland für die Angriffe verantwortlich?
Diese Wortwahl lässt im Westen die Alarmglocken läuten. Denn genau wie die selbst ernannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ukraine ist das Gebiet Transnistrien nicht international anerkannt und ausschliesslich von Russland gestützt. Russlands Präsident Wladimir Putin (69) rechtfertigte den Einmarsch in die Ukraine damit, dass Donezk und Luhansk bedroht seien und befreit werden müssten.
Die Sorge ist gross, dass Russland mit der gleichen Rechtfertigung nun auch in Transnistrien einmarschieren könnte. Ein russischer Top-General kündigte bereits an, den kompletten Süden der Ukraine unter Kontrolle bringen zu wollen. Von dort aus sei es «ein weiterer Weg nach Transnistrien, wo die russische Bevölkerung ebenfalls unterdrückt wird».
Unklar ist, wer für die Angriffe verantwortlich ist. Die Behörden schliessen allerdings nicht aus, dass Russland selbst die Angriffe gestartet hat, um einen Vorwand für einen militärischen Eingriff zu schaffen. Laut den Behörden sollen die Explosionen «Vorwände schaffen, um die Sicherheitslage in der Region Transnistrien zu belasten». Die moldauische Präsidentin Maia Sandu (49) hat ein Treffen des Obersten Sicherheitsrats des Landes einberufen. Die Angriffe wurden als «Terrorismus» bezeichnet und die Alarmstufe auf «Rot» gesetzt.
Mysteriöse Brände auch in Russlands Grenzregion
Auch in Russlands Grenzregionen kommt es seit Tagen immer wieder zu mysteriösen Vorkommnissen. Am frühen Mittwochmorgen gerät ein Munitionsdepot in der Region Belgorod nahe der ukrainischen Grenze in Brand. Zuvor brechen innert weniger Tage Grossbrände in einer Chemiefabrik, einer militärischen Forschungseinrichtung und einem Öllager aus.
Auch bei diesen Geschehnissen sind die Hintergründe völlig unklar. Laut Experten könnte es sich entweder um Sabotageakte der ukrainischen Seite oder aber um False-Flag-Operationen des russischen Militärs handeln, um den Krieg in der Ukraine weiterhin zu rechtfertigen. Zudem kann laut Experten nicht ausgeschlossen werden, dass russische Kriegsgegner für die Sabotageakte verantwortlich sind. (zis)