Heute um Mitternacht (Schweizer Zeit) soll es offiziell werden: Der republikanische Gouverneur von Florida, Ron DeSantis (44), will seine Kandidatur für die US-Präsidentschaftswahlen 2024 verkünden. Er wird dafür nicht wie sonst üblich vor die versammelten Medien treten, sondern die Ankündigung in einem Gespräch mit Twitter-Chef Elon Musk (51) machen, das über den Nachrichtendienst übertragen werden soll.
Musk bestätigte gegenüber dem «Wall Street Journal», dass er DeSantis interviewen werde. Auf die Frage, wen er selber für die Wahl bevorzuge, sagte der Multimilliardär, dass er und die meisten Amerikaner jemanden im Amt haben wollten, der «einigermassen normal» sei. Es ist ein klarer Seitenhieb gegen Donald Trump (76), der seine Kandidatur bereits bekannt gegeben hat.
Nach seiner triumphalen Wiederwahl als Gouverneur im November 2022 überholte DeSantis seinen früheren Mentor in Umfragen. Inzwischen ist er aber wieder klar zurückgefallen und liegt bei den Republikanern teilweise bis 32 Prozentpunkte hinter Trump.
Trumps stärkster Herausforderer
DeSantis, auch «Trump mit Hirn» genannt, verfolgt einen stramm rechten Kurs und bekämpft die linke Woke-Ideologie. Weil er an Floridas Schulen verboten hat, Fragen zu sexueller Orientierung und Transgender zu thematisieren, hat ihn der Unterhaltungsgigant Disney vor Gericht gezogen. Führende Republikaner gehen inzwischen auf Distanz zu ihm.
«Dennoch ist er von den Republikanern, die Trump herausfordern, zweifellos der stärkste», sagt USA-Expertin Claudia Brühwiler (41) von der Uni St. Gallen. Möglicherweise werde das anstehende Strafverfahren Trump mittelfristig schwächen und sein Fundraising beeinträchtigen. Wer aber das parteiinterne Rennen machen werde, könne man noch nicht sagen. «Ein Präsidentschaftswahlkampf ist ein Marathon und kein Sprint», sagt Brühwiler.
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Sie glaubt auch nicht an das Wundermittel Twitter, das DeSantis grosse Unterstützung bringen könnte. Claudia Brühwiler: «Der Effekt eines einzigen Mediums darf nicht überbewertet bleiben. Trumps Umfragewerte belegen im Moment, dass andere Kanäle genauso hilfreich sein können.»
Strenge Gesetze
Als US-Präsident würde DeSantis laut Brühwiler sein Politprogramm aus Florida umsetzen. Das heisst: strenge Migrationspolitik, strenges Abtreibungsgesetz sowie Verbote von Initiativen zu «diversity, equity and inclusion» und «critical race theory» im öffentlichen Bildungswesen. Brühwiler: «Demokratische Kritiker bezeichnen ihn als ‹extrem›, attestieren ihm aber ein exzellentes Krisenmanagement.»
Bevor der dreifache Vater DeSantis als Politiker Karriere machte, besuchte er die Elite-Unis Yale und Harvard, war bei der Navy – und im Irak im Einsatz. Vor seiner Wahl zum Gouverneur 2018 sass DeSantis mehrere Jahre als Abgeordneter im Repräsentantenhaus.
Wer sonst noch kandidiert
Die Republikaner werden ihren Kandidaten für die Präsidentschaftswahl vom November 2024 bei Vorwahlen bestimmen, die Anfang kommenden Jahres beginnen. Zu den Bewerbern zählen auch die frühere US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley (51), der afroamerikanische Senator Tim Scott (57) aus South Carolina und der frühere Gouverneur des Südstaates Arkansas, Asa Hutchinson (72). Auch Trumps früherer Vizepräsident Mike Pence (63) erwägt eine Kandidatur.
Für die Demokraten wird der amtierende Präsident Joe Biden (80) wieder ins Rennen gehen.