Hier gibt es Standing Ovations für Craig Mackinlay
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Hände und Füsse verloren:Hier gibt es Standing Ovations für Craig Mackinlay

Standing Ovations im britischen Parlament nach schwerem Schicksalsschlag
Abgeordneter kehrt ohne Hände und Füsse zurück

Nach schwerer Sepsis kehrt der britische Abgeordnete Craig Mackinlay mit Prothesen ins Parlament zurück und wird mit Standing Ovations empfangen. Der Politiker verlor durch die Blutvergiftung Hände und Füsse.
Publiziert: 22.05.2024 um 16:32 Uhr
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Aktualisiert: 22.05.2024 um 17:53 Uhr
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Craig Mackinlay ist zurück im britischen Parlament.
Foto: keystone-sda.ch

Wegen einer Blutvergiftung mussten einem britischen Abgeordneten beide Hände und Füsse abgenommen werden. Nach monatelanger Pause erschien Craig Mackinlay (57) am Mittwoch unter tosendem Applaus wieder im Parlament in London.

Parlamentspräsident Lindsay Hoyle (66) holte den konservativen Politiker persönlich am Eingang ab und geleitete ihn die Stufen hinauf.

«Sehr komisches Blau»

Im Sitzungssaal winkte Mackinlay sichtlich gerührt mit seinen silbernen Prothesen zu seinen Kolleginnen und Kollegen, die ihn mit Standing Ovations empfingen. Auch Oppositionsführer Keir Starmer (61), der Chef der sozialdemokratischen Labour-Partei, würdigte Mackinlays Kampfgeist und seine Dienstpflicht.

Der Abgeordnete hatte am 27. September 2023 einen septischen Schock erlitten. Gegenüber BBC erklärte er, dass er sich zuerst nur leicht unwohl fühlte. Nach einem negativen Covid-Test entschloss sich der Brite, früh zu Bett zu gehen – er war überzeugt, dass es ihm am nächsten Tag besser gehen würde. Frühmorgens bemerkte seine Frau Kati dann, dass er keinen Puls mehr hatte. Sie rief einen Krankenwagen – nur eine halbe Stunde später hatte sein Körper dann ein «sehr komisches Blau» angenommen. 

«Einer der kränksten Menschen, die wir je gesehen haben»

«Mein ganzer Körper, von oben bis unten, Ohren, alles, blau», erklärte Mackinlay. Im Spital wurde er 16 Tage lang in ein künstliches Koma versetzt – für seine Frau eine endlos scheinende Zeit. Ärzte informierten sie, sich auf das Schlimmste gefasst zu machen, da er «einer der kränksten Menschen, die sie je gesehen haben» sei. Die Überlebenschancen standen bei dünnen fünf Prozent. 

Auf Anfrage seiner Frau wurde der Parlamentarier in ein Spital nach London versetzt. Als er aus dem Koma erwachte, waren seine Gliedmassen schwarz und hätten sich wie Plastik angefühlt. Dass sie amputiert werden mussten, war für den Familienvater sofort klar: «Ich habe keinen medizinischen Abschluss, aber ich weiss, wie tote Dinge aussehen. Ich war erstaunlich ruhig. Ich weiss nicht, warum ich so war. Vielleicht lag es an dem Drogencocktail, den ich intus hatte.» Der Brite wurde daraufhin am 1. Dezember operiert. 

Extrem zurückgebildete Muskeln

Nach dem langen Spitalaufenthalt hatten sich Mackinlays Muskeln extrem zurückgebildet – «Meine Beine waren noch nie dick - ich sage immer, ich hätte Hühnerbeine, aber jetzt sind es Spatzenbeine», erzählte er. «Es waren überhaupt keine Muskeln dran, es war ganz schrecklich. Wenn man das Bein in die Hand nahm, sah man einen Knochen und ein bisschen was zum Hängen.»

Durch Prothesen kann der 57-Jährige inzwischen wieder laufen – was er aber über mehrere Wochen erst wieder lernen musste. Am Schwersten traf ihn jedoch nach eigenen Aussagen den Verlust seiner Hände: «Sie wissen gar nicht, wie viel Sie mit Ihren Händen machen: telefonieren, die Hand Ihres Kindes halten, Ihre Frau berühren, den Garten pflegen.» Nichtsdestotrotz probiert der Familienvater, eine positive Einstellung zu bewahren: «Es hat keinen Sinn, zu jammern und sich über die Dinge zu beschweren, die man nicht tun kann. Man muss fröhlich und positiv sein. Ich finde jeden Tag etwas Neues, das ich tun kann.»

Bei der kommenden Parlamentswahl, die noch dieses Jahr stattfinden soll, will Mackinlay wieder in seinem Wahlkreis in Südostengland antreten.

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