Modern, unglaublich schnell und extrem tödlich: Der Lenkflugkörper Taurus könnte der Ukraine in ihrem Freiheitskampf gegen Russland neuen Auftrieb geben. In den vergangenen Wochen entwickelte sich der Krieg in Osteuropa immer mehr zu einem Stellungskrieg. Experten befürchten eine russische Winteroffensive.
Eine Lieferung der Marschflugkörper wird in unserem Nachbarland schon seit Monaten diskutiert. Bislang zögerte Bundeskanzler Olaf Scholz (65) aber mit dem Go für die aus seiner Sicht riskante Waffenlieferung.
Das ist der Waffenplan der Deutschen
Doch jetzt kommt Bewegung in die Sache, eine Wende deutet sich an. Dafür wollen die Deutschen sich einen Trick zunutze machen, den man schon von anderen Waffenlieferungen kennt. Das Zauberwort lautet: Ringtausch.
Nach Informationen der Deutschen Presseagentur gibt es Überlegungen, Nato-Partnern wie Grossbritannien oder Frankreich Taurus-Marschflugkörper der Bundeswehr zu liefern. Das «Handelsblatt» berichtete unter Berufung auf Diplomaten und Regierungsvertreter, dass Grossbritannien bereits angeboten habe, der Ukraine im Gegenzug für Taurus weitere seiner Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow liefern zu wollen. Das Kanzleramt in Berlin schweigt bislang zu dem Plan.
So funktioniert die Taurus-Rakete
Die Ukraine hat die deutsche Regierung bereits im Mai vergangenen Jahres offiziell um Taurus-Marschflugkörper gebeten. Die 1,5 Tonnen schweren, bis zu 1170 km/h schnellen und etwa fünf Meter langen Raketen können Ziele in bis zu 500 Kilometern Entfernung mit grosser Präzision treffen. Sie werden von Kampfjets abgeworfen und finden anschliessend selbstständig mithilfe von vier verschiedenen Navigationssystemen ein zuvor festgelegtes Ziel. Bild- und Infrarotsensoren unterstützen bei der Navigation.
Die Bunkerbrecher werden mit zwei Sprengladungen versehen. Beim Aufschlag sprengt die erste Ladung ein Loch in die Oberfläche. Kurz darauf entfesselt die zweite Sprengladung mithilfe von rund 110 Kilo Sprengstoff eine zerstörerische Explosion.
Taurus: Darum zögerte Scholz bislang
Grossbritannien und Frankreich haben der Ukraine bereits Marschflugkörper ähnlichen Typs geliefert. Diese gelten aber als nicht so präzise wie die Taurus und haben auch eine geringere Reichweite.
Scholz hatte Anfang Oktober entschieden, vorerst keine dieser Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern. Dahinter steckt die Befürchtung, dass auch russisches Territorium getroffen werden könnte.
Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba (42) versuchte die deutschen Bedenken am Mittwoch in einem Interview mit der Springer-Presse zu zerstreuen. «Wir brauchen keinen Taurus, um Moskau anzugreifen», erklärte er. Er bekräftigte, dass die Ukraine das Waffensystem stattdessen brauche, um die russische militärische Infrastruktur auf dem von Moskau besetzten ukrainischen Gebiet zu zerstören.
Deutschland besitzt derzeit 600 Taurus-Flugkörper. Ein Exemplar kostet umgerechnet rund 900'000 Franken. Deutschen Angaben zufolge sind rund 150 der Raketen einsatzbereit.