Im Krieg gegen die Ukraine hat Russland nach Einschätzung des Schweizer Militärexperten Niklas Masuhr (29) eine Schwächephase überwunden. «Wir steuern auf eine Gemengelage zu, in der Kampfpanzer mit Blick auf die Verteidigung und Gegenoffensiven eine wichtige Rolle spielen», so Masuhr gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Seit dem Herbst habe Russland seine Position verbessert, etwa durch die Errichtung von Verteidigungslinien.
Die Nachrüstung der ukrainischen Panzer sei erschwert, weil Russland viele Fabriken und Fertigungsstrassen etwa für Panzermunition zerstört habe. Die Nato-Staaten hätten alten Reserven bereits zur Verfügung gestellt. Entsprechend rückten jetzt westliche Kampfpanzer wie der Leopard aus deutscher Produktion oder der Abrams aus den USA in den Fokus. Nach wochenlangem Hin und Her hat Deutschland nach Angaben aus Koalitionskreisen von Dienstagabend die Lieferung von Leopard-Panzern bewilligt.
Panzerlieferungen könnten zu logistischem Albtraum werden
Mit einem Minimum von 100 westlichen Panzern könne die Ukraine eine Panzerbrigade nach westlichem Modell ausrüsten, sagte Masuhr. «Kampfpanzer sind aber keine Wunderwaffe. Sie müssen im Verbund eingesetzt und repariert und mit Munition ausgestattet werden.» Der Experte wies zudem auf einen logistischen Albtraum für die Ukraine hin, falls die Lieferungen nicht gut abgestimmt würden. Selbst verschiedene Versionen des gleichen Typs bedeuteten zusätzliche Herausforderungen.
«Wenn die Ukraine auch längerfristig befähigt werden soll, sich zu verteidigen, ist es wichtig, dass das Logistiksystem nicht übermässig kompliziert ist», sagte Masuhr. Für die Ukraine wäre es wohl insbesondere hilfreich, wenn Komponenten westlicher Panzer jenseits der Grenzen teils gewartet und repariert würden – wie dies bei Artilleriegeschützen bereits geschehen.
Zum Kriegsverlauf sagte der Militärexperte: «Die Ukraine hat ihre bisherigen Gegenoffensiven in russischen Schwächephasen durchgeführt, vorwiegend im Herbst. Seitdem hat Russland sich aber konsolidiert und auf Kommandoebene eine stetere Hand.» Die Ukraine könne sich auch nicht darauf verlassen, dass sich «russische Unzulänglichkeiten aus dem ersten Jahr notwendigerweise wiederholen werden». Der Krieg dauert bereits seit Februar vergangenen Jahres. (SDA/chs)