Mehrere Tausend Euro Strafe
Hausärztin hat während Corona zu viel gearbeitet

Eine Allgemeinmedizinerin aus Baden-Württemberg (D) wird zur Kasse gebeten – und das nicht zu kurz. Ihr Vergehen? Sie soll unter anderem während der Corona-Pandemie zu viel gearbeitet haben.
Publiziert: 30.03.2024 um 18:08 Uhr
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Hausärztin Katrin Wiesener muss eine Strafe zahlen, weil sie zu viel gearbeitet hat.
Foto: Praxis für Allgemeinmedizin Frau Dr. Wiesener

Gerade während der Corona-Pandemie arbeiteten Ärzte und Spitäler am Limit. So war auch die Hausarztpraxis von Katrin Wiesener aus Baden-Württemberg (D) keine Ausnahme. 2021 und 2022 hatte sie besonders viele Patientinnen und Patienten behandelt – zu viele, wie die Kassenärztliche Vereinigung (KV) findet.

Sie fordern einen Teil des gezahlten Honorars zurück und schickten der Hausärztin am 18. Januar eine Strafzahlung von mehreren Tausend Euro. Das lässt bei der Medizinerin viele Fragen offen. «Ich weiss noch nicht mal, ob die Rückforderung pro Quartal oder in Summe gilt», so Wiesener zum «Südkurier».

Das Problem: die pauschale Behandlungszeit

Zeit zum Handeln lässt ihr der kommunale Versorgungsverband Baden-Württemberg (KVBW) nicht – die zweite Androhung auf Rückforderung wartet bereits auf die Ärztin. Der neue Vorwurf: In den ersten sechs Monaten 2023 soll sie ebenfalls ihr Zeitlimit überschritten haben. 

Das Problem liegt laut dem «Südkurier» bei der pauschalen Behandlungszeit. Jeder Patient müsse mindestens zehn Minuten behandelt werden. Das Limit sind 780 Stunden Arbeit pro Quartal. Zu viele Patienten oder zu viel Zeit – das alles wird vom KVBW als verdächtig abgestempelt. Doch die Medizinerin weist jegliche Betrugsvorwürfe von sich. «Ich weiss, dass ich über dem Limit bin. Aber ich habe nichts abgerechnet, was ich nicht geleistet habe.» 

«Meine Praxis ist schon lange am Limit»

Dabei erinnert sie sich noch genau an die Corona-Zeit, in der sie fast täglich in der Praxis war, um den Leuten die Unsicherheit zu nehmen. Sie schicke generell keine Personen weg, die mit einem Anliegen zu ihr kommen. «Ich könnte jeden Tag fünf bis zehn neue Patienten aufnehmen. Aber meine Praxis ist schon lange am Limit», so die Medizinerin. 

Auf die Frage des «Südkuriers», weshalb Wiesener überhaupt Honorar abgezogen wird, kann Kai Sonntag, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung in Stuttgart, nur oberflächlich antworten. «Wenn eine Leistung statistisch häufig abgerechnet wird, wird überprüft, ob diese Zeitwerte überhaupt plausibel sind.» Der Arzt oder die Ärztin könne in Folge Stellung zu den Anschuldigungen nehmen. Das will Katrin Wiesener auch tun. Halte die KV trotzdem an ihrer Entscheidung fest, werde sie nur noch Privatpatienten behandeln. Sprich: 1200 Kassenpatienten würden dann ihre Ärztin verlieren. (mgf)

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