Die Kantonsspitäler im Thurgau sind am Limit und stehen kurz vor dem Kollaps. Seit November 2021 steigt die Zahl der Corona-Patienten, worüber die Chefärzte der Spitäler «äusserst besorgt» sind, wie sie in einer Mitteilung am Montag schreiben.
Wie schlimm es steht, zeigt ein internes Schreiben der Geschäftsleitung der Privatklinik Littenheid. Und zwar an die Belegschaft. Der Betreff: «Kantonsspitäler Frauenfeld und Münsterlingen brauchen unbedingt Unterstützung.»
«Jede helfende Hand wird benötigt»
Laut der Mail habe sich Regierungsrat Urs Martin persönlich mit einem Hilferuf gemeldet und über die prekäre Situation in den Thurgauer Kantonsspitälern informiert. «Die Lage ist wirklich dramatisch, und ohne Unterstützung wissen sie nicht mehr, wie sie das halten können», schreibt die Geschäftsleitung in der Mail.
Mitarbeitende, die sich mit dem Richten von Infusionen und Medikamenten und dem Aufziehen von Perfusoren auskennen, sollen sich daher dringend melden. Der Appell ist klar: «Momentan ist die Situation sehr ernst, und es wird jede helfende Hand in diesem Bereich benötigt!» Die Situation sei auch in der Privatklinik nicht leicht. Einige Mitarbeitende würden sich in Isolation und Quarantäne befinden oder wegen Krankheit ausfallen. Dennoch: «Wir müssen zusammenstehen und einen Weg finden. Gemeinsam schaffen wir das.»
Grosse Bereitschaft bei Klinik-Personal
Auf Anfrage von Blick bestätigt Claudia Baumer, Mediensprecherin der Privatklinik Littenheid, das interne Schreiben. Die Belegschaft zeige grosse Bereitschaft zur Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen in den Akutspitälern. Wie viele Personen sich für die Aushilfe in den Kantonsspitälern gemeldet haben, kann Baumer noch nicht sagen. «Der Evaluationsprozess ist rollend, wir stehen in direktem Austausch mit der Spital Thurgau AG. Unsere Mitarbeitenden sollen je nach Bedarf zur Unterstützung der Intensiv- und Notfallstationen eingesetzt werden.»
Es sei aber nicht das erste Mal, dass die Privatklinik aushelfe. Baumer zu Blick: «Es gab vor einem Jahr schon eine analoge Situation, in der wir während rund zweier Monate Fachpersonal zur Bewältigung der Pandemie entsandt hatten.»
Genfer Privatkliniken müssen Operationen übernehmen
Im Kanton Genf müssen wegen der steigenden Fallzahlen von Covid-19-Patienten an den Universitätsspitälern die Privatkliniken für dringende Operationen einspringen. Ausserdem bleiben die meisten Arztpraxen über die Feiertage geöffnet, um die ambulante Überwachung von infizierten Patienten zu gewährleisten.
Die Genfer Universitätsspitäler (HUG) sind wegen der stetig steigenden Zahl von Krankenhauseinweisungen wegen Coronavirus-Infektionen bereits seit dem 3. Dezember im Krisenmodus, wie das Genfer Gesundheitsdepartement am Dienstag mitteilte. Nun seien sie am Limit und müssten ihre operative Tätigkeit einschränken. Dringende Operationen werden aber nicht wie in anderen Schweizer Spitälern einfach abgesagt oder verschoben, sondern an Privatkliniken delegiert.
Die Clinique Générale Beaulieu, die Klinik Hirslanden-la Colline, die Klinik Hirslanden-les Grangettes und das Tour Hospital müssen auf Geheiss des Gesundheitsdepartementes ab Mittwoch ihre Strukturen zur Verfügung stellen und die notwendigen organisatorischen Massnahmen treffen, um dringende Operationen zu übernehmen. Das Gesundheitsdepartement danke den Privatkliniken für ihr Engagement und insbesondere den chirurgischen Teams für ihre Mobilisierung, «um der Genfer Bevölkerung in dieser kritischen Zeit den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu gewährleisten». (jmh/SDA)