Der Haussegen hängt schief bei den Trumps. Die eigene Familie hält zum US-Präsidenten - abgesehen von Gerüchten um eine Scheidung, die Noch-First-Lady Melania (50) anstrebe. Seinen treuen Bruder Robert (†71) verlor US-Präsident Donald Trump (74) diesen August. Ausser seiner älteren Schwester Maryanne (83) und seiner Nichte Mary (55) bleibt Trump niemand mehr im weiteren Familienkreis - und letztere ist ihrem Onkel spinnefeind.
Die Nichte hat in einem Interview über ihren Onkel gesagt, er sei «kriminell, grausam und verräterisch». Der US-Präsident, so seine jüngere Verwandte, gehöre ins Gefängnis, nachdem er das Weisse Haus verlassen habe.
Mary Trump ist Psychologin, Schriftstellerin und bekannte Kritikerin ihres entfremdeten, mächtigen Verwandten: «Wenn jemand es verdient, strafrechtlich verfolgt und vor Gericht gestellt zu werden, dann ist es Donald.» Das sagte Mary Trump der Nachrichtenagentur «AP». Sonst drohe Amerika jemand, der noch schlimmer sei, und nichts werde gemacht.
Schwarzes Schaf der Familie
Mary Trump ist die Tochter des älteren, 1981 verstorbenen Trump-Bruders Fred Jr. (†42), der den Namen des Clan-Vaters Fred (1905-1999) trug. Inzwischen ist Mary zum schwarzen Schaf der Familie geworden.
Ihr im August verstorbener Onkel Robert Trump hatte gerichtlich gegen eine Veröffentlichung von Marys Trump-Enthüllungen «Too Much and Never Enough» (Zu viel und nie genug) vorzugehen versucht. Robert berief sich dabei auf eine Vereinbarung der Familie, keine Geschichten über Kernmitglieder der Trumps ohne ihre Zustimmung zu veröffentlichen. Das Gericht lehnte ab.
Im September verklagte Mary Trump den Präsidenten und dessen Geschwister Robert sowie Maryanne Trump Barry, eine pensionierte Bundesrichterin. Mary behauptete, die Familie habe sie um Millionen von Dollar betrogen. Robert war beim Einreichen der Klage schon verstorben.
Amerikas Trauma
Jetzt hat Mary Trump eine Fortsetzung des vernichtenden Bestsellers über ihren Onkel angekündigt. Ihr neues Buch «The Reckoning» (Die Abrechnung) wird nächsten Juli erscheinen. Darin geht es nicht nur um ihren Onkel, sondern um Amerika als Nation.
Amerika, so Mary Trump, «blickt in den Gewehrlauf psychologischer Störungen». Sie spricht vom «Trauma, in einem Land zu leben, in dem die Pandemie nicht nur ausgebrochen ist, sondern völlig falsch gehandhabt wurde». Das sei auch die Schuld ihres Onkels.
Über Donald Trumps Weigerung, seine Niederlage gegen den gewählten Präsidenten Joe Biden (78) anzuerkennen, meinte die promovierte Psychologin, dieses Verhalten passe perfekt zu seiner «Persönlichkeit, Psyche und seine lebenslange Abneigung für Verlierer». Er sei tief davon überzeugt, dass er die Wahl gewonnen habe.
«Schreckliches menschliches Wesen»
Sie lässt überhaupt kein gutes Haar am Präsidenten. Trump sei «jemand, der in seinem Leben noch nie rechtmässig gewonnen hat. Aber er hat auch nie verloren. Denn seiner Ansicht nach ist das Gewinnen so wichtig und er verdient es immer zu gewinnen, dass es in Ordnung ist zu lügen, zu betrügen und zu stehlen.»
Der Präsident habe sein verbittertes Verhalten von seinem Vater Fred geerbt. Mary nennt ihren Grossvater «ein schreckliches menschliches Wesen, das nur in der Erniedrigung anderer Menschen schwelgte».
«Es geht nicht nur darum, dass Donald schrecklich und inkompetent und grausam ist, es geht darum, dass er es sein durfte», sagt Mary. «Jedes Vergehen, das ungestraft blieb, war für ihn eine Gelegenheit, die Grenzen noch weiter auszureizen. Das ist zum Teil der Grund dafür, dass er auf seinem Weg nach draussen so viele Sachen zerschlagen wird, wie er kann.»
Hat ein Buch zu verkaufen
Die Nichte räumt ein, dass sie den Präsidenten in den letzten 20 Jahren nur sporadisch gesehen hat. 2017 wurde sie zu einem Familienessen im Weissen Haus eingeladen. Er habe sich in all den Jahren, erinnert sie sich, «überhaupt nicht verändert. Ich sehe im Wesentlichen die gleiche Person, die ich kannte, als ich aufwuchs.»
Und sie will ihren Onkel vor Gericht sehen: «Ich denke, es wäre eine Tragödie, wenn Donald und alle, die ihn befähigt und mit ihm Verbrechen begangen haben, nicht zur Rechenschaft gezogen würden», sagt Mary Trump. «Es würde es diesem Land auf lange Sicht unmöglich machen, sich zu erholen.»
Angefragt, was das Weisse Haus von den Kommentaren der Präsidenten-Nichte halte, erhielt «AP» eine E-Mail vom Wahlkampfteam Trumps mit dem Satz: «Hat sie erwähnt, dass sie ein Buch zu verkaufen hat?» (kes)