Trump-Nichte zu Betrugsvorwürfen des Präsidenten
«So sieht es aus, wenn ein Verlierer verliert»

Als Präsident Trump in der Wahlnacht im Ostsaal des Weissen Hauses vor seine jubelnden Gäste trat, warf er sich in Siegespose. Ganz anders sein erster öffentlicher Auftritt seit dieser denkwürdigen Nacht. Seine Nichte Mary Trump spricht deutliche Worte.
Publiziert: 06.11.2020 um 04:45 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2020 um 07:14 Uhr
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Trumps Nichte Mary schrieb auf Twitter: «So sieht es aus, wenn ein Verlierer verliert.»
Foto: imago images

Als US-Präsident Donald Trump (74) in der Wahlnacht im Ostsaal des Weissen Hauses vor seine jubelnden Gäste trat, warf er sich in Siegespose. Ganz anders sein erster öffentlicher Auftritt seit dieser denkwürdigen Nacht: Beim 17-minütigen Monolog im Presseraum des Weissen Hauses wirkt Trump am Donnerstagabend gedämpft und gar nicht in Kampfstimmung, wie man sie von seinen Wahlkampfauftritten kennt.

Vom Zettel liest er eine lange Litanei an Vorwürfen über angeblichen Wahlbetrug ab, die bislang allesamt unbelegt sind. Die Nachrichtenagentur AP verbreitet dazu ein Foto, das womöglich zukunftsweisend ist: Trump im Hintergrund am Podium, im Vordergrund ein Schild mit roten Lettern: «Exit», Ausgang.

«Die unehrlichste Ansprache»

Der Moderator des Trump-kritischen Senders «CNN» sagt zu dem Auftritt: «Was für ein trauriger Abend.» Daniel Dale, ein «CNN»-Reporter, der es mit Trump-Faktenchecks zur Bekanntheit gebracht hat, meint auf Twitter: «Ich habe alle Ansprachen von Trump seit 2016 gelesen oder angeschaut. Das ist die unehrlichste Ansprache, die er je gehalten hat.»

In einem Tweet von Präsidentennichte Mary Trump (55) – die vor einer Wiederwahl ihres Onkels gewarnt hat – heisst es: «So sieht es aus, wenn ein Verlierer verliert.» Allerdings wird Trump nicht nur von den üblichen Verdächtigen angegriffen. Mit seinen wilden Betrugsvorwürfen steht er auch im eigenen Lager zunehmend isoliert da.

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Wo sind die Beweise?

Der republikanische Kongressabgeordnete Adam Kinzinger (42) schreibt auf Twitter: «Wenn man berechtigte Bedenken wegen Betrugs hat, muss man Beweise vorlegen und sie vor Gericht bringen.» Die Verbreitung von Falschinformationen müsse aufhören.

«Das wird langsam verrückt», sagt Senator Pat Toomey (58) – auch er ein Republikaner – zu «CNN»: «Mir ist kein nennenswertes Ausmass an Betrug bekannt. Niemand hat mich auf etwas aufmerksam gemacht, das mich veranlasst zu sagen, dass es einen riesigen Betrugsfall gibt, der sofort angegangen werden muss.»

Trumps «haltlose Behauptung»

Selbst bei Trumps Haussender «Fox News» klingt die Moderatorin nach dem Auftritt des Präsidenten zweifelnd. «Er sagt, wir haben so viele Beweise, so viele Belege, dass die Wahl gestohlen wurde», sagt sie. «Die müssten dann also vorgelegt werden, wenn es sie tatsächlich gibt.»

Was Trump ebenfalls schmerzen dürfte: Sogar die von ihm zuletzt hochgelobte Boulevardzeitung «New York Post» – die eine Wahlempfehlung für ihn aussprach – übt Kritik. «Präsident Trump wiederholte seine haltlose Behauptung, dass politische Gegner versuchten, die Wahl zu stehlen», schreibt das Blatt nach seinem Auftritt. Trump wolle nicht anerkennen, dass die Wahl noch im Gange sei – und dass legitime Stimmen ausgezählt würden. (SDA)

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