Mann wegen Maske erschossen
Experte warnte vor Radikalisierung der Corona-Skeptiker

Ein Mann hat einen Kassierer in einer Tankstelle in Deutschland kaltblütig erschossen. Der Grund: Er hatte sich über die Maskenpflicht aufgeregt. Für Verfassungsschützer keine Überraschung. Er beobachtet eine zunehmende Radikalisierung der Corona-Skeptiker-Szene.
Publiziert: 21.09.2021 um 15:11 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2021 um 15:32 Uhr
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Die Polizei hat diesen Mann verhaftet. Er soll einen Kassierer getötet haben.
Foto: Polizeipräsidium Trier

Die Tötung eines Tankstellenkassierers im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein wegen der Maskenpflicht hat in der Politik für entsetzte Reaktionen gesorgt. «Mich erschüttert der furchtbare Mord an einem jungen Mann, der nur darum bat, die geltenden Regeln zu befolgen, umsichtig und solidarisch zu sein», erklärte Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock am Dienstag.

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz erklärte, der Täter müsse «hart bestraft werden». CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak nannte die Tat «unfassbar».

Baerbock sprach der Familie des Opfers ihr Mitgefühl aus. «Die Radikalisierung des Querdenkermilieus bereitet mir grosse Sorgen», erklärte sie weiter. Alle seien gefordert, sich gegen den zunehmenden Hass zu stellen.

Hingerichtet wegen Maskenpflicht

Scholz zeigte sich erschüttert, «dass jemand getötet wird, weil er sich und andere schützen wollte». «Wir müssen uns als Gesellschaft dem Hass entschlossen entgegenstellen», forderte er. «Meine Gedanken sind bei den Angehörigen des Mordopfers.»

Ziemiak erklärte, ein junger Mensch sei nahezu hingerichtet worden, weil er auf die Maskenpflicht hingewiesen habe. Dies sei ein «unfassbares Mass an Radikalisierung».

Am Samstagabend war ein 20-Jähriger in der Tankstelle erschossen worden. Nach Angaben der Ermittler vom Montag hatte er den Tatverdächtigen zuvor auf die Einhaltung der Maskenpflicht hingewiesen. Es sei zu einer Diskussion gekommen. Der Mann habe die Tankstelle daraufhin wieder verlassen.

Zog plötzlich einen Revolver aus der Hosentasche

Rund anderthalb Stunden später habe der Tatverdächtige erneut die Tankstelle betreten und dieses Mal eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen. Als er an der Kasse gewesen sei, habe er die Maske heruntergezogen, worauf es erneut einen Wortwechsel gegeben habe. Der Verdächtige habe dann einen Revolver aus der Hosentasche gezogen und einen tödlichen Schuss auf den Kassierer abgegeben.

Anschliessend flüchtete der Täter zu Fuss. Eine Grossfahndung in der Nacht habe zunächst keine Ergebnisse gebracht, hiess es weiter. Am Sonntagmorgen sei der Verdächtige dann in Begleitung einer Frau vor der Dienststelle der Polizeiinspektion Idar-Oberstein erschienen, wo er von Spezialkräften festgenommen worden sei.

In seiner Vernehmung habe der 49-Jährige angegeben, die Corona-Schutzmassnahmen abzulehnen.

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Szene radikalisiert sich zunehmend

Für den Präsidenten des thüringischen Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, ist die Tat eine Konsequenz rechtsextremistischer Verschwörungsfantasien. «Der kaltblütige Mord an dem Studenten, der als Tankstellenkassierer arbeitete, ist furchtbar, aber für mich keine Überraschung angesichts der steten Eskalation der letzten Wochen», sagte Kramer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Er habe seine Kollegen vor der Eskalation gewarnt. «Bedauerlich ist, dass es immer erst Tote geben muss, bevor die Gefahr ernst genommen wird.» (AFP)

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