Auf einen Blick
- Rassistische Gesänge in Sylter Bar sorgen für Empörung und Ermittlungen
- Ein Beteiligter verlor Job und Lehraufträge, litt unter gesundheitlichen Problemen
- Hamburger Fachhochschule erteilte Studentin zweimonatiges Hausverbot, prüft Exmatrikulation
Sie hatten alle jede Menge Spass. «Deutschland den Deutschen, Ausländer raus», grölten junge Menschen auf der Terrasse des berühmten Party-Lokals Pony auf der deutschen Insel Sylt im Nobelort Kampen. Ein Video zeigte, wie die Deutschen diese ausländerfeindliche Parole zur Melodie des italienischen DJs Gigi D'Agostino brüllten. Die Aufnahmen sorgten für Entsetzen und Empörung im ganzen Land. Das Internet machte Jagd auf die Nazi-Schnösel von Sylt. Der Staatsschutz schaltete sich ein und ermittelte unter anderem wegen Volksverhetzung.
Jetzt bricht einer der Männer, die im Video zu sehen sind, sein Schweigen. Er war zwar dabei, habe aber nicht mitgesungen. Das wurde sogar vor dem Hamburger Gericht geklärt und festgestellt.
Rückblickend betrachtet weiss er gar nicht, wie er da überhaupt reingeraten konnte. «Ich war geschockt. In so was bin ich noch nie reingeraten. Mir sind brüllende Horden immer unangenehm. Ich bin ein verträglicher Mensch. In der Situation war ich vollkommen überfordert und habe es ignoriert», sagt er zum deutschen Magazin «Stern».
Sieben Kilo innert weniger Monate abgenommen
Auch wenn er nicht die rassistischen Parolen mitgegrölt hatte, sondern lediglich mit dabei war, bekam er die Konsequenzen des Clips mit voller Härte zu spüren. Er sagt im «Stern», dass er seinen Job aufgrund des Videos verloren habe. Auch die Zusammenarbeit mit drei Hochschulen sei daraufhin beendet worden. Körperlich ging es ihm ebenfalls schlecht. Er nahm laut eigener Aussage innert weniger Monate sieben Kilo ab. Sein Anwalt verteidigt ihn. Er sei einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und werde nun an den «Medienpranger» gestellt.
Das Skandal-Video löste eine Debatte in Deutschland über die Ausbreitung von rechtsextremen Einstellungen in der Bevölkerung aus. Mehrere Veranstalter wie die Betreiber des Oktoberfests in München beschlossen inzwischen vorsichtshalber, das fragliche Lied bei der kommenden Wiesn aus Sorge vor rassistischen Vorfällen ganz zu verbieten.
Nach dem Eklat auf Sylt meldete sich auch DJ Gigi D'Agostino zu Wort. Der Musiker machte gegenüber dem «Spiegel» unmissverständlich klar: «Mein Lied handelt von der Liebe.»