Auf Youtube inszenierte sich Ruby F.* (42) als Mami-Bloggerin. Mit ihren 2,5 Millionen Followern teilte die US-Amerikanerin strenge Erziehungstipps. Doch hinter der Kamera spielte sich im Luxus-Anwesen im Bundesstaat Utah Grauenhaftes ab. F. sperrte ihre Kinder ein, fesselte und schlug sie, verwehrte ihnen Essen und Trinken. Ruby F. sitzt bereits hinter Gittern. Die Ermittler haben nun neues Material vom Tag der Festnahme im vergangenen August veröffentlicht, über die unter anderem der US-Sender CBS berichtet.
Auf einer Überwachungskamera ist zu sehen, wie der zwölfjährige Sohn von F. nach seiner Flucht bei Nachbarn klingelt und sie um Hilfe bittet. «Hallo, ich habe mich gefragt, ob Sie mir zwei Gefallen tun könnten», sagt der Bub schüchtern. Er ist barfuss und sichtlich abgemagert. Seine Beine gleichen knöchernen Zahnstochern. Auf Nachfrage des Nachbarn erklärt der Junge, ein Gefallen reiche eigentlich schon: Er suche die nächste Polizeistation. Es handle sich um eine «private Angelegenheit». Ebenfalls zu hören ist, wie der Nachbar daraufhin die Polizei alarmiert. «Der Junge hat Verletzungen am ganzen Körper und trägt Klebeband an Füssen und Händen», sagt er ins Telefon. Er sei hungrig und durstig.
9-Jährige in abgedunkeltem Zimmer gefunden
Bei der anschliessenden Hausdurchsuchung zeigen weitere Videoaufnahmen, wie ein Polizist ein kleines Mädchen in einem begehbaren Kleiderschrank findet. Dieses sitzt apathisch am Boden, bewegt sich kaum. Der Beamte redet beruhigend auf die Neunjährige ein: «Ich werde dir nichts tun, versprochen.» Das Mädchen hat Kratzer am Arm und blaue Flecken am Knöchel. Es wirkt ausgemergelt.
Im Haus finden die Einsatzkräfte auch Handschellen und Seile hinter einer verschlossenen Tresortür. Offenbar waren Ruby F. und ihre Geschäftspartnerin von religiösem Extremismus geblendet. «Die Frauen schienen der festen Überzeugung zu sein, dass der Missbrauch notwendig war, um den Kindern beizubringen, wie sie angebliche Sünden richtig bereuen und böse Geister aus ihrem Körper vertreiben können», sagte der Bezirksstaatsanwalt am Freitag.
Haare abrasiert und in Bunker gesperrt
Ruby F. dokumentierte ihre Misshandlungen in Tagebucheinträgen. Daraus wurden nun ebenfalls Auszüge veröffentlicht – und sie bringen Erschreckendes ans Licht: Die Kinder wurden von der Aussenwelt abgeschottet, in Betonbunker gesperrt, sie mussten bei brütender Hitze stundenlang arbeiten.
Dem Mädchen soll die Mutter mehrmals den Kopf rasiert haben, weil sie jammerte. Zudem war F. offenbar davon überzeugt, dass ihr Sohn vom Teufel besessen war. In einem Beitrag vom Juli 2023 soll sie unter dem Titel «Grosser Tag für das Böse» beschrieben haben, wie sie den Kopf des Jungen unter Wasser hielt und ihm mit ihren Händen Mund und Nase zuhielt. Das Aushungern ihres Sohnes rechtfertigte sie mit den Worten: «Ich werde keinen Dämon füttern.»
Ein Gericht sprach Ruby F. und ihre Geschäftspartnerin Ende Februar der Kindsmisshandlung schuldig. Die beiden Frauen sind geständig. Je nach Entscheid des Bewährungsausschusses drohen ihnen bis zu 30 Jahren Gefängnis. Der Youtube-Kanal der Horrormutter wurde eingestellt. Ihr Ehemann, der bereits ein Jahr vor der Festnahme aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen war, hat die Scheidung eingereicht. (sam)