Die US-Amerikanerin Ruby Franke führte jahrelang den beliebten Youtube-Kanal «8 Passengers», wo sie ihren Alltag zeigte und den über 2,5 Millionen Followern Erziehungstipps gab. Immer wieder gab es kritische Stimmen, die ihren Erziehungsstil infrage stellten.
Es brauchte aber die Initiative von Frankes 12-jährigem Sohn, der sichtlich unterernährt und mit Narben und Wunden übersät an der Tür der Nachbarin klopfte. An seinen Handgelenken und Fussknöcheln fanden sich noch Reste von Klebeband.
Als die Polizei die Wohnung der streng religiösen Eltern im US-Bundesstaat Utah durchsuchte, fand sie ein weiteres ähnlich verwahrlostes Kind. Ruby Franke und ihre Geschäftspartnerin wurden festgenommen und Franke das Sorgerecht entzogen.
Bis zu 60 Jahre Haft möglich
Ein Gericht sprach sie am Dienstag nun der Kindsmisshandlung schuldig und sprach die Höchststrafe aus. Diese kann bis zu 60 Jahre Haft betragen – wie hoch sie am Ende sein wird, wird der Bewährungsausschuss des Staates bestimmen.
Vor Gericht gab Ruby Franke zu, ihren Sohn gefesselt, mit Stiefeln getreten, seinen Kopf unter Wasser gehalten und ihm mit ihren Händen Mund und Nase verschlossen zu haben.
Ausserdem gaben sie und ihre Partnerin zu, den Buben als Strafe zu stundenlanger körperlicher Arbeit in der Sommerhitze gezwungen zu haben, ohne ihm genug zu essen oder zu trinken zu geben. Der 12-Jährige hatte deswegen einen Sonnenbrand und war dehydriert.
Sie streute Cayennepfeffer in Wunden
Auch ihre neunjährige Tochter behandelte die Mutter in ähnlich barbarischer Weise. Ihr Sohn erzählte, dass die Mutter sie jeweils gefesselt habe. Wenn die Fesseln Wunden an den Gelenken verursacht hätten, habe Franke Cayennepfeffer darüber gestreut.
Vor Gericht weinte Franke, gab an, dass sie seit vier Jahren in Therapie sei, um ihren Wahn zu behandeln. «Meine verzerrte Version der Realität blieb weitgehend unkontrolliert, da ich mich von jedem isolierte, der mich infrage stellte.» Sie sagte zum Richter, dass sie jede Strafe akzeptiere.
Zum Schluss entschuldigte sich die Mutter bei ihren Kindern: «Ich war so orientierungslos, dass ich dachte, dunkel sei hell und richtig sei falsch. Ich würde alles für euch tun. Ich werde nie aufhören zu weinen, dass ich eure zarten Seelen verletzt habe. Es tut mir leid.»