Make-up-Artistin erkannte diese Nägel sofort
Die tragische Geschichte hinter diesem Bild

Nach dem Massaker von Butscha hat die Ukraine etliche Fotos von Toten veröffentlicht. Eine Make-up-Artistin erkannte eines der Opfer sofort, obwohl darauf nur eine Hand mit lackierten Nägeln zu sehen war.
Publiziert: 07.04.2022 um 18:08 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2022 um 18:13 Uhr
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Dieses Bild ging um die Welt. Es wurde zum Symbol für den Horror in der Ukraine.
Foto: REUTERS

Auf dem Bild ist nur wenig zu sehen – und doch so viel. Eine Hand, die im Dreck liegt. Am Boden. Die Finger sind gekrümmt. Der rote Nagellack ist noch gut zu erkennen. Das Foto wurde zum Symbol für den Horror von Butscha. Die Stadt war ab dem 27. Februar von der russischen Armee besetzt worden und blieb daraufhin über einen Monat lang weitgehend unzugänglich. Die Aufnahmen und Berichte aus dem Ort über getötete Zivilisten lösten weltweit Entsetzen aus.

Als die Aufnahme von der Hand am Boden um die Welt ging, sah auch Anastasiia S.* das Bild – und war geschockt. «Als ich es sah, brach mir das Herz», sagt die ukrainische Make-up-Künstlerin zur «New York Times». Der Grund: S. erkannte die Hand wieder. Bei der Toten handelt es sich um Iryna F.* (†52).

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Sie nahm an Schminkkursen teil

S. arbeitete seit fünf Jahren in Butscha als Maskenbildnerin und gab auch Kurse für Interessierte. Als der Krieg begann, hatte sie es geschafft, mit ihrer Familie von Butscha nach Kropiwnitski zu fliehen.

F. habe mehrere Schminkkurse von S. besucht. Sie arbeitete laut der Make-up-Künstlerin in einem Heizkraftwerk, hatte aber den Traum, auf Instagram berühmt zu werden. In den Kursen wollte sie lernen, wie sich besser schminkt und in Szene setzt.

Sie sei eine liebe Frau gewesen. Vor dem Massaker habe sie noch gesagt, dass sie endlich verstanden habe, dass man sich selbst lieben müsse und sie sich nun freier fühle.

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«Ein Kind wird immer auf seine Mutter warten»

Irynas Tochter, Olha S.*, floh direkt nach Kriegsbeginn aus Butscha. Sie erfuhr am 6. März davon, dass ihre Mutter einen Tag zuvor erschossen worden war, als sie mit dem Velo von der Arbeit nach Hause fuhr. Einen Monat lang hatte Olha trotzdem noch nicht die Hoffnung aufgegeben, dass ihre Mutter noch am Leben sein könnte. Doch als sie nicht einfach nicht mehr meldete, schwand die Hoffnung von Tag zu Tag.

Letzten Freitag dann die traurige Gewissheit. Olha erhielt an dem Tag, dem Geburtstag von Iryna F., ein Video. Darauf zu sehen: Ihre Mutter, die leblos am Boden liegt. Olha sucht jetzt nach der Leiche ihrer Mutter, um sie begraben zu können. Ihren Schmerz über den Verlust teilt sie auf Instagram. In einem Post schreibt sie: «Meine Mutter hat immer zu mir gesagt: Lass uns erwachsen werden. Bin ich jetzt erwachsen, Mama? Du warst mir immer eine helfende Hand.» (obf)

* Namen bekannt

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