Auf einen Blick
- Macron löst Wirbel mit umstrittener Äusserung in Mayotte aus
- Frankreichs Präsident rechtfertigt sich
- Zyklon «Chido» verwüstete Inselgruppe, mindestens 35 Todesopfer bestätigt
Mit einer von Kritikern als arrogant aufgefassten Äusserung bei seinem Besuch im französischen Überseegebiet Mayotte hat der französische Präsident Emmanuel Macron (46) Wirbel ausgelöst. Parolen wie «Macron, Rücktritt» rufenden Einwohnern des von einem Wirbelsturm verwüsteten Gebiets im Indischen Ozean hatte Macron am Donnerstagabend entgegengerufen: «Ihr habt es gut, dass ihr in Frankreich seid. Denn wenn dies nicht Frankreich wäre, würdet ihr noch zehntausendmal tiefer in der Scheisse stecken!»
«So etwas darf ein Präsident nicht sagen», kommentierte der sozialistische Parteichef Olivier Faure (56) im Onlinedienst X. «In welchem anderen französischen Gebiet würde der Präsident unsere Mitbürger ins Gebet nehmen und sie auffordern, sich doch bitteschön nicht über ihre Tragödie zu beschweren, weil sie ja immerhin das Glück haben, Franzosen zu sein.»
35 Todesopfer – und Macron streitet sich mit Demonstranten
Macron versuchte sich, am Freitag zu rechtfertigen. Die Menschenmenge bei dem Vorfall habe vor allem aus militanten Anhängern der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen (56) bestanden, die «Frankreich beleidigten und sagten, dass wir nichts tun», betonte er.
Der Kommunikationsexperte Philippe Moreau Cevrolet von der Eliteuniversität Science Po in Paris sagte AFP, Macron habe einen Hang zum verbalen Kräftemessen und wolle gern das letzte Wort haben. Im Falle seines Auftritts auf Mayotte sei dies «desaströs», weil es der vom Präsidenten dort eigentlich verbreiteten «Botschaft des Mitgefühls und des Wiederaufbaus» zuwiderlaufe.
Der Zyklon «Chido» hatte die vor der Südostküste Afrikas gelegene Inselgruppe am Samstag getroffen und für grosse Verwüstung gesorgt. Offiziell wurden bislang 35 Todesopfer bestätigt, die tatsächliche Opferzahl könnte deutlich höher liegen.