Der funkelnde Eiffelturm, teure Autos, fette Partys – sieht man die Bilder von Iwanna Plantowskaja, Pressesprecherin für den ukrainischen Grenzschutz in Odessa, könnte man meinen, einen Krieg gäbe es nicht. Ihre jüngsten Posts zeigen ein Leben im Luxus, während ein Grossteil der ukrainischen Bevölkerung keinen Strom, kein Wasser und keine warmen Wohnungen hat. Dementsprechend gross ist die Wut in ihrer Heimat.
Der Paris-Ausflug ist nicht die einzige Reise, die Plantowskaja seit Ausbruch des Kriegs unternahm. Auf ein Bild im Bikini am Strand folgt ein anderes in Uniform mitten im Krieg. Von einer Beamtin, die an der Grenze arbeitet, hatten die Ukrainer etwas anderes erwartet.
Eine Welle an Hasskommentaren flutet ihre Social-Media-Accounts. Plantowskaja hat mittlerweile ihren Tiktok-Account auf privat gestellt und ihr Facebook- und Instagram-Profil deaktiviert – allerdings zu spät.
«Ein Krieg ist entfacht»
Screenshots von Plantowskajas Bildern machen die Runde. Die junge Frau sieht sich gezwungen, zu reagieren und postet einen Screenshot mit wütenden Nachrichten. Dazu kommentierte sie: «Das sind nur 0,00001 Prozent der Nachrichten, die ich bekomme. Jemand hat es geschafft, einen Krieg im Land zu entfachen.»
Einige Ukrainer stellen sich auf die Seite von Plantowskaja. Schliesslich könne man es nicht verbieten, ein «schönes» Leben zu führen. Während also Ukrainer an der Front kämpfen, tobt ein Krieg in Plantowskajas Internetprofilen.
Für viele ukrainische Bürger ist es unverständlich, dass Plantowskaja ins Ausland reisen darf, um Ferien zu machen. Sie fragen sich, wie sie sich so ein glamouröses Leben leisten kann und ob es angebracht ist, das zu Krisenzeiten öffentlich darzustellen.
«Respektlos und zynisch»
Die Vorwürfe könnten nun ihren Vorgesetzten Sergei Mulu, Leiter der Süddirektion des staatlichen Grenzschutzdienstes treffen. Denn im November wurden laut dem ukrainischen Portal «Strana-News» bereits Durchsuchungen bei Mulu durchgeführt, weil er angeblich eine Villa besass, die er nicht angemeldet hatte. Die Vorwürfe liessen sich nicht bestätigen.
In der Vergangenheit gab es bereits ähnliche Fälle, die für reichlich Unmut mit Konsequenzen gesorgt haben. Eine Beamtin aus Charkiw zum Beispiel machte im November Ferien in Nizza und Monaco, während die Stadt unter Beschuss stand. Ihor Terechow, Bürgermeister von Charkiw, meinte daraufhin, solche Posts seien «zynisch» und «respektlos», schreibt «Strana-News». Die Beamtin wurde dann entlassen. (jwg)