Vor einem Jahr wurde Luise F.* (†12) aus dem deutschen Freudenberg kaltblütig von zwei Mitschülerinnen (damals 12 und 13) umgebracht. Nun hat der Vater einer der Täterinnen mit dem deutschen TV-Sender RTL erstmals über den Mord an der Schülerin gesprochen. Er hat seine ganz eigene Theorie zur Tat.
In Deutschland ist man erst im Alter von 14 Jahren strafmündig. Bedeutet: Anders als in der Schweiz, wo man bereits ab 10 Jahren für Verbrechen bestraft werden kann, können die beiden Killerinnen in unserem Nachbarland nicht für die Horror-Tat belangt werden.
Statt Wii zu spielen, töteten sie Luise
Zigfach stach ein Mädchen auf Luise ein, während die andere sie «nur» festgehalten haben soll. Strafrechtliche Konsequenzen müssen die beiden Kinder aber nicht befürchten. Die Staatsanwaltschaft erhebt keine Anklage, schon bald sollen die Ermittlungen eingestellt werden.
«Für meine Tochter war es unvorstellbar, dass die Täterin einen Mord durchzieht. Das hat meine Tochter auch ihrer Psychologin gesagt», nimmt der Vater sein Kind im RTL-Gespräch in Schutz. Er glaubt, die beiden Mädchen wussten genau, dass sie zu jung waren, um bestraft zu werden.
«Im Unterricht hat die Klasse das Thema Strafmündigkeit durchgenommen.» Er ist überzeugt: «Das dürfte die Geburtsstunde für die Tat gewesen sein.»
Am Tag der Tat war von den grausamen Plänen der beiden Mädchen nichts zu merken. «Sie haben sich zum Spielen verabredet. Ich dachte mir noch: wunderbar, wenn sich unsere Tochter mit anderen Kindern trifft», erinnert sich der Vater. Seine Tochter habe noch ein paar Wii-Spiele eingepackt. «Ich dachte, dass die mit der Wii spielen.» Stattdessen lockten die Killerinnen Luise in ein Waldstück. Laut Ermittlungen versuchten sie dort, ihr Opfer zuerst zu ersticken. Als dies nicht funktionierte, wurde zum Messer gegriffen.
Täterin geht wieder zur Schule
Als der Vater seine Tochter abends abholte, sagte sie nur: «Mir ist kalt, ich will nach Hause ins Bett.» Noch am selben Abend erfuhren die Eltern, dass Luise nicht nach Hause gekommen war. «Um 21 Uhr standen dann Eltern von Klassenkameraden vor der Tür. Sie haben wohl nach Luise gesucht und fragten nach unserer Tochter. Unsere Tochter wollte aber nicht herunterkommen.»
Am nächsten Tag waren es dann nicht mehr Eltern von Klassenkameraden, sondern Ermittler, die klingelten. Das Haus wurde durchsucht. Die Beamten nahmen mehrere Gegenstände mit, darunter auch das Lehrmaterial zum Thema Strafmündigkeit.
Eins der beiden Mädchen besucht mittlerweile wieder eine öffentliche Schule. Die mittlerweile 14-Jährige nutzt einen anderen Namen, um ihre Identität zu schützen. (nad)
* Name bekannt