Litauischer Regisseur von Russen-Soldaten erschossen
«Er starb mit der Kamera in der Hand»

Regisseur Mantas Kvedaravicius (†45) dokumentierte den Krieg in Mariupol. Dann wurde er von russischen Soldaten erschossen. Seine Verlobte sagt: «Er wurde kaltblütig ermordet.»
Publiziert: 23.05.2022 um 10:31 Uhr
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Regisseur Mantas Kvedaravicius (†45) wurde im Krieg erschossen.
Foto: Twitter / Euromaidan Press

Der litauische Film-Regisseur Mantas Kvedaravicius (†45) ist tot. Er starb bei Dreharbeiten in der damals noch schwer umkämpften Stadt Mariupol. Das berichtet das Online-Magazin «Slate».

Kvedaravicius hielt sich für den Dokumentarfilm «Mariupolis 2» in der umkämpften Stadt auf. Schon 2015 drehte der litauische Regisseur einen Film über die Stadt. Damals lag Mariupol an der Front – zwischen den Gebieten der pro-russischen Separatisten und der ukrainischen Armee. Kvedaravicius zeigte das Leben der Menschen in der umkämpften Zone.

«Kaltblütig ermordet»

Sieben Jahre später wollte der Regisseur nun die Zerstörung und das Leid der Einwohner Mariupols im Krieg aufzeigen. Über 90 Prozent der Gebäude in der Stadt sind mittlerweile zerstört. Und die russischen Soldaten wüten mit aller Härte. Mittlerweile ist die Stadt fest in russischer Hand.

Auch Kvedaravicius hat die Reise nach Mariupol nicht überlebt. Ende März wollte er die Stadt verlassen. Dabei wurde er von russischen Soldaten angehalten und erschossen. Seine Verlobte Hanna Bilobrova, selbst Filmemacherin, meinte Ende vergangener Wochen unter Tränen: «Mantas wurde getötet. Dabei hatte er sogar noch die Kamera in der Hand.» Sie selbst war bei den Dreharbeiten dabei – sie und Kvedaravicus trennten sich nur an einem Tag. Dem Tag, als er erschossen wurde.

«Ich bin fünf Tage durch die Stadt geirrt, um ihn zu suchen», sagt Bilobrova im Interview mit der «Süddeutschen Zeitung». Erst dann findet sie seinen Körper. Er liegt auf der Strasse. Erschossen. «Sie haben ihn kaltblütig ermordet.»

Mittlerweile in Litauen begraben

Nach dem Tod des Litauers übernahm Bilobrova die Fertigstellung des Films. Zum ersten Mal aufgeführt wurde der Film am vergangenen Donnerstag am Filmfestival von Cannes (F).

Rund 100 Minuten lang ist das Werk. Es dokumentiert den Krieg hautnah. Ein Mann erzählt von einem Nachbarn. Dieser wurde nach einer Explosion mit halb abgerissenem Kopf durch die Luft geschleudert. «Er trug noch seine Gartenhandschuhe.», so der Mann über den Nachbarn.

Regisseur Mantas Kvedaravicius hat mittlerweile seine letzte Ruhe gefunden. Er wurde in Litauen begraben. (zis)

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