«Letzte Generation» erstellt Psycho-Profile
Klima-Aktivisten leaken heikle Mitglieder-Daten

Die Aktivistengruppe «Letzte Generation» kämpft mit einem Datenleck. So waren zeitweise mehrere Excel-Listen für jedermann einsichtbar. Dumm nur: In den Listen befanden sich persönliche Informationen von gut 2200 Mitgliedern.
Publiziert: 04.02.2023 um 18:42 Uhr
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Aktualisiert: 04.02.2023 um 18:46 Uhr
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Bis vor kurzem noch waren persönliche Daten von gut 2200 Mitglieder der Aktivistengruppe «Letzte Generation» über Excel-Listen für jedermann im Netz ersichtlich.
Foto: imago/xcitepress

Sie sprechen vom drohenden Weltuntergang und kleben sich im Namen des Klimas auf die Strasse und beschmieren unbezahlbare Kunstwerke. Wie genau die Protestgruppe «Letzte Generation» den Klimawandel aufhalten will, lässt sich aus solchen Aktionen aber nur erahnen.

Zumal es selbst die eigenen Mitglieder mit der Rettung des Klimas nicht allzu ernst nehmen. Erst diese Woche kam heraus, dass zwei Klimaaktivisten aus Deutschland vor kurzem einen Gerichtstermin geschwänzt hatten und stattdessen nach Asien in die Ferien geflogen waren. Es hagelte jede Menge Kritik. Von Doppelmoral und Heuchelei war die Rede.

Sammelt so viele Informationen über Mitglieder wie möglich

Nun rollt bereits die nächste Peinlichkeit auf die Aktivistengruppe zu. Eine Datenschutzpanne macht ihr das Leben schwer. Journalisten der «Welt am Sonntag» sind bei Recherchen zu der Organisation auf mehrere Excel-Listen gestossen. Brisant ist: In den Listen stehen persönliche Daten von gut 2200 Mitglieder drin. Über den Cloud-Dienst Google-Drive waren die Listen zeitweise für jedermann zugänglich. Mittlerweile hat die Organisation den Zugang zu den Daten für Unbefugte aber eingeschränkt.

Unter den Daten befanden sich Telefonnummern, Mailadressen, Wohnorte sowie Angaben zu belegten Seminaren und Trainings der «Letzten Generation». Doch das ist längst nicht alles. Anscheinend sammelt die Aktivistengruppe so viele Infos ihrer Mitglieder wie nur möglich und führt akribisch Buch darüber. So wurde für jedes Mitglied, das sich in den Excel-Listen befindet, ein eigenes Profil erstellt.

«Konnte sich bislang nicht durchringen, das Studium zu schmeissen» oder «zu ängstlich für Gefängnis», ist bei einigen Mitgliedern vermerkt. Aber auch Einträge wie «gesundheitlich nicht so fit», «depressive Phase» oder «fürchtet Deportation im Falle einer Festnahme», finden sich in den Listen.

250 Mitglieder würden sogar Gefängnis in Kauf nehmen

Auf die Datenschutzpanne angesprochen, relativiert eine Sprecherin der Organisation. So seien die Angaben in den Excel-Listen veraltet. Die Datensammlung stellt sie allerdings nicht in Abrede. Im Gegenteil, sie sei sogar notwendig. «Es ist jetzt essenziell, dass Menschen auf die Strasse gehen. Wir stecken mitten in einer Klimakatastrophe und die Regierung bleibt untätig. Menschen entscheiden sich für den zivilen Widerstand und sind auch bereit, mit ihrem Namen dazustehen», antwortet sie auf Anfrage der «Welt am Sonntag».

Die Daten sammelte die «Letzte Generation» offenbar für Rekrutierungszwecke. Interessierte Personen, die beispielsweise bei Vorträgen mit der Organisation in Kontakt kamen, wurden anschliessend telefonisch von einem weiteren Engagement überzeugt. «Rebel Ringing» nennt sich diese Methode. «Alle interessierten Menschen müssen möglichst schnell nach dem Vortrag angerufen werden, am besten direkt am Vortragsende schon die Nummer in einem Chat hinzugefügt werden», heisst es in internen Unterlagen der «Letzten Generation».

Auffallend ist denn auch, dass viele Mitglieder der Aktivistengruppe bereit sind, bis ans Letzte zu gehen. So signalisierten 250 Personen ihre Bereitschaft, für das gemeinsame Ziel der Klimarettung ins Gefängnis zu gehen. Deutsche Politiker sehen die «Gefängnisbereitschaft» der Mitglieder derweil gar nicht gerne.

«Daten-Super-Gau»

So sagt etwa der innenpolitische Sprecher der CDU, Alexander Throm (54): «Die Recherchen erhärten den Verdacht, dass es sich bei der ‹Letzten Generation› um eine kriminelle Vereinigung handelt.» So biete die Organisation ihren Mitgliedern offenbar eine professionalisierte Plattform, um bewusst und zielgerichtet Straftaten sogar unter Inkaufnahme von Haftstrafen zu begehen.

Für den Berliner Rechtsanwalt Niko Härting gleicht das Datenleck einem «Daten-Super-Gau». Denn datenschutzrechtlich zählen die veröffentlichten Angaben nach deutschem Recht zu den gesteigert geschützten «besonderen Kategorien (sensibler) personenbezogener Daten».

Darunter fallen beispielsweise auch Gesundheitsdaten, Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung. Zudem sei laut Härting die Datenschutzerklärung auf der Website der «Letzten Generation» völlig unzureichend. Der Anwalt rät deshalb den Betroffenen, sich bei der zuständigen Datenschutzaufsicht zu beschweren. (ced)


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