Klima-Kleber reden Ferienflug erneut schön
«Sie sind gar nicht in Bali – sondern Thailand»

Zwei Klimaaktivisten aus Deutschland haben einen Gerichtstermin geschwänzt und jetteten stattdessen nach Asien. Die Reise sorgte für Wirbel. Jetzt melden sich die Klima-Kleber von der «Letzten Generation» zu Wort – und verteidigen das Paar.
Publiziert: 02.02.2023 um 13:24 Uhr
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Aktualisiert: 02.02.2023 um 13:57 Uhr
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Luisa S. und Yannick S. blockierten die Bundesstrasse 14 in der deutschen Stadt Stuttgart.
Foto: Lichtgut

Wenige Monate nachdem sich Luisa S.* (22) und Yannick S.* (24) von der Klima-Gruppe «Letzte Generation» in Stuttgart noch auf die Strasse geklebt hatten mit der Forderung: «Öl sparen statt bohren», machten sie sich laut «Bild» per Langstreckenflug auf den Weg in die Ferien. Ihr Ziel: Asien.

Der Ferien-Trip flog auf, weil die beiden Klimaaktivisten in der Heimat einen Gerichtstermin verpassten – die Aktion sorgte für mächtig Wirbel. Es hagelte jede Menge Kritik. Von Doppelmoral und Heuchelei war die Rede.

Jetzt meldet sich «Letzte Generation» zu Wort. Und die Gruppe ist verdammt sauer. Sie verstehen die Aufregung einfach nicht. Schliesslich seien die Aktivisten gar nicht auf Bali, sondern in Thailand.

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«Natürlich können wir nachvollziehen, dass negative Gefühle ausgelöst werden – gerade bei ökologisch bewusst lebenden Menschen –, wenn Protestierende der Letzten Generation in ein Flugzeug steigen. Vielen von uns geht es so», beginnt ein langer Twitter-Thread, den die deutschen Klima-Kleber am Donnerstag veröffentlichten. Sie stellen klar: Die Turtel-Aktivisten befinden sich zurzeit in Thailand, wollen dort viele Monate bleiben. Die «Bild» hatte am Mittwoch berichtet, dass das Pärchen von Thailand weiter nach Bali reisen wollte.

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«Wie schaffen wir es, als Gesellschaft zu überleben?»

«Sich politisch gegen den Klimakollaps zu engagieren, geht oft damit einher, das eigene Leben umzustellen. Es ist jedoch keine Voraussetzung, dies zu tun», argumentiert die Klima-Bewegung. Dann folgt ein Ablenkungsmanöver: Mit einer Reihe von Fragen zum Thema Doppelmoral setzen die Aktivisten auf eine Argumentationstaktik, die sie zu gerne ihren Gegnern vorhalten – Whataboutismus. Die Klima-Kleber stellen sich erst gar nicht der kritischen Fragen im Netz, sondern erwidern die Kritik mit einer kritischen Gegenfrage – Whataboutismus, wie aus dem Lehrbuch.

Das Statement schliesst mit einer Einladung. «Wir laden alle ein, jetzt den Blick voneinander ab – und dem wirklich Wichtigen zuzuwenden: Wie schaffen wir es, als Gesellschaft zu überleben? Lasst uns zusammenkommen und auf demokratische Weise in einem Gesellschaftsrat entscheiden, wie wir das möglich machen.», heisst es in den Tweets Nummer 10 und 11 des Threads.

Klimaaktivisten fordern Gesellschaftsrat

Was meint die «Letzte Generation» damit? Auf ihrer Webseite liefern sie eine Definition des Gesellschaftsrats: «Der Gesellschaftsrat baut auf dem Instrument des Bürger:innenrates auf. Er setzt sich zusammen aus zufällig gelosten Menschen, die die Bevölkerung Deutschlands nach Kriterien wie Alter, Geschlecht, Bildungsabschluss und Migrationshintergrund bestmöglich abbilden. Somit ist er ein Abbild der Gesellschaft.» Er soll die Klimawende einleiten.

Magdalena Erni (19), Co-Präsidentin der Jungen Grünen in der Schweiz, hatte Luisa S. und Yannick S. gegenüber Blick schon am Mittwoch verteidigt. «Es ist unmöglich, in einer nicht nachhaltigen Welt ein nachhaltiges Leben zu führen», sagte sie. (nad)

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