So sieht es im Innern des Mariupol-Stahlwerks aus
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Letzte Bastion von Mariupol
Darum ist das Asow-Stahlwerk die perfekte Festung

Es gilt als die letzte Bastion von Mariupol. Im Asow-Stahlwerk harren Hunderte Zivilisten und verletzte Soldaten aus, gut geschützt vor Putins Truppen. Aber was genau macht das Werk zu einer derartigen Festung?
Publiziert: 04.05.2022 um 11:17 Uhr
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Aktualisiert: 06.05.2022 um 07:00 Uhr
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Im Asow-Stahlwerk in Mariupol haben Hunderte Zivilisten Schutz vor den russischen Soldaten gefunden.
Foto: IMAGO/SNA

Ein grosser Teil der ukrainischen Stadt Mariupol befindet sich bereits in russischer Hand. Viele Einwohner und verletzte Soldaten haben sich deshalb ins dortige Asow-Stahlwerk gerettet.

Obwohl der Industriekomplex von den Angreifern eingekesselt ist, haben Putins Truppen schon seit Wochen Probleme damit, das Werk einzunehmen. Und dafür gibt es gute Gründe.

Das Mariupoler Stahlwerk ist nämlich nicht einfach irgendeine Industrieanlage. Unter dem elf Quadratkilometer grossen Komplex verlaufen bis zu 30 Meter tiefe unterirdische Gänge, die sich auf einer Länge von 20 Kilometern erstrecken, wie die «Kleine Zeitung» berichtet. Mehr Details zu dem verschlungenen Tunnelsystem gibt es aber nicht.

Stahlwerk gehört einflussreichem Milliardär

Die Bunker wurden vermutlich im Kalten Krieg aus Angst vor einem Atomkrieg erbaut. Das Stahlwerk existiert nämlich schon seit 1930. Trotzdem sei die unterirdische Anlage gut gewartet worden, erklärte eine Vertreterin des Werkbetreibers. Insgesamt könnten etwa 4000 Menschen im Bunker Zuflucht finden. Ob diese Angaben stimmen, lässt sich nicht überprüfen. Es gibt keine offiziellen Pläne des Stahlwerkes.

Vor dem Krieg arbeiteten rund 10'000 Menschen im Asow-Stahlwerk. So konnte man mehr als 3,5 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr produzieren. Inhaber der riesigen Anlage ist übrigens Rinat Achmetow (55). Der Milliardär gilt als einer der einflussreichsten Oligarchen der Ukraine. Ihm gehört unter anderem auch der ukrainische Fussballklub Schachtar Donezk.

Durch eine Stiftung hat Achmetow zusammen mit anderen Institutionen bisher umgerechnet 47 Millionen Franken gespendet. Das Geld soll der humanitären Hilfe, aber auch den ukrainischen Streitkräften zugutegekommen sein.

Scharfschützen halten Russen fern

Dem Bürgermeister von Mariupol, Wadim Boitschenko (44), zufolge befinden sich noch etwa 200 Zivilisten auf dem Gelände. Sie sollen sich in den verschütteten Gängen befinden. Dazu kommen 600 verletzte Soldaten, die ebenfalls unter der Erde ausharren müssen.

Beschützt werden die Menschen unter anderem von Scharfschützen, die sich auf den oberen Etagen stationiert haben. Viele Zivilisten versuchen trotzdem, mit der Hilfe von Rettungskräften zu flüchten.

Zugute kommt den Ukrainern auch der Zustand des Stahlwerks. Verschüttete Lagerhäuser und Trümmer versperren den Russen die Sicht. Dazu kommt, dass hinter jeder Ecke Hindernisse und potenzielle Fallen lauern können. Die Ukrainer hingegen haben durch ihre erhöhte Lage einen guten Überblick und können im Stahlwerk-Labyrinth Guerillataktiken anwenden.

Zivilisten in Tunneln sollen «sofort» in Sicherheit gebracht werden

Die russischen Truppen versuchen weiterhin, das Stahlwerk zu erobern. Ein Grossangriff soll der Belagerung ein Ende bereiten und die letzte Bastion in Mariupol zu Fall bringen.

Erstmals griffen am Dienstag russische Bodentruppen und Panzer das Asow-Stahlwerk in der südostukrainischen Hafenstadt an, wie das im Werk verschanzte Asow-Regiment im Onlinedienst Telegram erklärte. Unterdessen gingen die russischen Angriffe im Rest der Ukraine weiter.

Die russischen Truppen versuchten, «eine grosse Zahl von Infanteristen mit Booten» anzulanden, berichtete der stellvertretende Kommandeur des Asow-Regiments, Swjatoslaw Palamar, in einer Videobotschaft. Er forderte, «sofort» zu versuchen, die noch in Tunneln auf dem Werksgelände festsitzenden Zivilisten in Sicherheit zu bringen. Bei den Bombardements, die dem Angriff vorausgingen, seien zwei Frauen getötet und etwa zehn weitere Zivilisten verletzt worden.

Russen werfen der Ukraine vor, Waffenruhe ausgenutzt zu haben

Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (44) vom Dienstagabend konnten bei Evakuierungen der Uno und des Roten Kreuzes insgesamt 156 Zivilisten aus der Anlage ins ukrainisch kontrollierte Saporischschja gebracht werden. Für Mittwoch sei eine weitere Evakuierungsaktion geplant, «wenn die Sicherheitslage es zulässt», sagte die ukrainische Vizepremierministerin Iryna Wereschtschuk (42).

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Das russische Verteidigungsministerium warf dem Asow-Regiment vor, eine zur Evakuierung von Zivilisten ausgerufene Waffenruhe ausgenutzt zu haben, um neue Stellungen auf dem ausgedehnten Fabrikgelände zu beziehen. Diese würden nun angegriffen. (obf)

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