Leitfaden für inklusive Kommunikation sorgt vor allem in Italien für Entrüstung
EU streicht Begriffe wie «Weihnacht» und «Maria und Josef»

Die EU will niemanden diskriminieren. Ein Leitfaden schreibt daher vor, dass christliche Begriffe vermieden und auch eine gendergerechte Sprache verwendet werden soll. Das Papier empfindet aber gerade eine grosse Gruppe, die Christen, als Diskriminierung.
Publiziert: 30.11.2021 um 19:43 Uhr
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Aktualisiert: 02.12.2021 um 08:05 Uhr
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Bald ist Weihnachten. Laut einem Leitfaden der EU-Kommission soll das Wort aber nicht mehr verwendet werden.
Foto: Getty Images/EyeEm

In den Büros der Europäischen Union wird an einem Papier gearbeitet, das schon vor der Verwendung für Empörung sorgt. Ein Leitfaden für eine «integrative Kommunikation» mit dem Titel «Union of Equality» regelt nicht nur den Umgang mit Geschlechtern, sondern rät in der EU-Kommission auch davon ab, christliche Ausdrücke und Namen wie «Weihnacht» und «Maria und Josef» zu verwenden.

Wie die italienische Zeitung «Il Giornale» berichtet, schlägt das Papier vor, anstelle von Sätzen wie «Die Weihnachtszeit kann stressig sein» lieber neutral «Die Ferienzeit kann stressig sein» zu verwenden. Die Begründung: Nicht alle Personen würden die christlichen Feiertage und nicht alle Christen an den gleichen Daten feiern. Nur: In den EU-Ländern sind zwei Drittel der Einwohnerinnen und Einwohner Christen.

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Auch «Maria und Josef» sollen EU-Kommissionsmitglieder und Verwaltungsangestellte nicht mehr sagen dürfen. Religionsneutral soll ein Satz wie «Maria und Josef sind ein internationales Paar» zu «Malika und Julius sind ein internationales Paar» werden.

Italiener protestieren

Vor allem im katholischen Italien sind die Reaktionen harsch. Giorgia Meloni (44), Chefin der rechten Partei Fratelli d’Italia, twittert: «Jetzt reichts: Unsere Geschichte und unsere Identität macht man nicht kaputt.» Auch Lega-Chef Matteo Salvini (48) ist empört und spricht von einem «Wahnsinn».

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Auch Mitte-Präsident Gerhard Pfister ist fassungslos. «Dafür hat die EU immer genügend Personal, Zeit und Geld», schreibt der 59-Jährige auf Twitter.

Keine Kolonialisierung des Mars

Das Dokument regelt auch den Umgang mit einer genderneutralen Sprache. Verboten sind geschlechtsspezifische Ausdrücke wie «Arbeiter oder Polizisten», auch «Frau oder Fräulein» sind verboten, ausser die Empfängerin wünscht dies ausdrücklich. Bei Diskussionen ist es untersagt, nur Männer oder Frauen einzuladen.

Weiter heisst es auch, dass man darauf achten soll, in einer Wortfolge nicht immer das gleiche Geschlecht zuerst zu erwähnen und Frauen und Männer gleich ansprechen, also Männer nicht wie oft üblich beim Nachnamen und Frauen nicht beim Vornamen.

Schliesslich will der Leitfaden auch Wörter mit Verbindung zu negativ behafteten Ereignissen unterdrücken. Statt «Kolonialisierung des Mars» soll es besser «Menschen zum Mars schicken» heissen.

EU-Sprecher versucht Wogen zu glätten

Italienische Europa-Abgeordnete haben in Brüssel aus Protest Anfragen eingereicht. Ihr Vorwurf: Statt dass das Dokument eine integrative Kommunikation fördere, grenze es Christen und Bürger mit gesundem Menschenverstand aus. Das Dokument dürfte noch zu reden geben.

In Brüssel nahm ein EU-Sprecher Stellung und versucht die Wogen zu glätten. Er relativiert: «Natürlich verbieten wir den Gebrauch des Worts ‹Weihnachten› nicht oder halten vom Gebrauch ab.» Die Kommission sei aber verpflichtet, bei Religionsangelegenheiten neutral zu sein. Beim Leitfaden handle es sich um ein internes Dokument auf technischer Ebene mit dem Ziel, das Bewusstsein für inklusive Kommunikation zu erhöhen. (gf)

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