Leibesvisitation, Handschellen und Zelle statt Beach für Touristinnen
Zwei deutsche Teenager-Mädchen nach Hawaii-Einreise inhaftiert und deportiert

US-Einreise wird zum Albtraum: Zwei junge Deutsche landen statt am Strand im Gefängnis. Ihr Fall zeigt die verschärften Einreisekontrollen unter der Trump-Regierung und führt zu angepassten Reisewarnungen für die USA.
Publiziert: 04:11 Uhr
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Aktualisiert: vor 53 Minuten
Die beiden jungen Rostockerinnen Charlotte Pohl und Marie Lepère – auf dem Bild in Thailand – wollten zum Abschluss ihrer Weltreise die USA geniessen. Alles kam anders.

Darum gehts

  • Junge deutsche Touristinnen auf Hawaii festgenommen und abgeschoben trotz gültiger Papiere
  • Spontaner Reisestil und dreiwöchiger Aufenthalt als verdächtig eingestuft
  • 24 Stunden inhaftiert; auch Schweiz passte Reisehinweise für USA an
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Was Traumferien auf Hawaii sein sollten, endete für die zwei jungen deutschen Globetrotterinnen Charlotte Pohl (18) und Marie Lepère (19) aus Rostock in einem Albtraum.

Kaum am Flughafen Honolulu gelandet, wurden die beiden Teenager in Handschellen abgeführt, eingesperrt und abgeschoben. Die harten Einwanderungsregeln der Trump-Regierung machten ihnen einen Strich durch die Rechnung – und das, obwohl sie alle Papiere hatten. Ein Schicksal, das viele internationale Reisende derzeit fürchten.

Die beiden Freundinnen waren auf einer Weltreise, hatten Thailand und Neuseeland bereits hinter sich. Hawaii und dann Kalifornien sollten der Höhepunkt ihrer dreiwöchigen Tour durch die USA werden. Mit gültiger ESTA-Einreisegenehmigung, genug Geld und einem gebuchten Rückflugticket dachten sie, alles sei in Ordnung.

«Wie Kriminelle behandelt»

Die US-Einwanderungsbehörde sah das anders. «Sie haben uns wie Kriminelle behandelt», erzählte Pohl der «Ostsee-Zeitung». Nach stundenlangen Verhören und einer Leibesvisitation wurden die jungen Frauen in eine Zelle gesperrt: Willkommen in Trumps Abschiebeknast.

Die Begründung der Behörden: Ihr dreiwöchiger Aufenthalt sei «verdächtig». Amerikanische Touristen bleiben meist nur zwei bis fünf Tage, Europäer durchschnittlich zwei Wochen. Drei Wochen waren für die Beamten ein rotes Tuch. Die beiden jungen Frauen, so der Vorwurf, hätten wohl illegal arbeiten wollen.

Zu spontaner Reisestil

Die beiden Touristinnen planten offenbar zu spontan. Sie kamen in Hawaii an, ohne ein Hotel gebucht zu haben. Das Reisenews-Portal «Beat of Hawaii» kommentiert dazu: «In vielen Fällen kann Reisenden ohne klare Unterkunftspläne, eine genau definierte Reiseroute oder den Nachweis ausreichender Geldmittel die Einreise verweigert werden.»

«In diesem Fall sagten die Reisenden», heisst es zu den jungen Deutschen weiter, «dass ihr spontaner, flexibler Reisestil – der in Ländern wie Neuseeland und Thailand üblich ist – bei der Einreise in die USA, wo oft strengere Unterlagen erwartet werden, nicht gut ankam. Eine vage oder unvollständige Erklärung der Reisepläne kann zu Verzögerungen, weiteren Befragungen oder sogar zur Verweigerung der Einreise führen.»

Handschellen statt Beach

Trotz sauberer Papiere und keinerlei Vorstrafen wurden Charlotte und Marie 24 Stunden lang festgehalten, danach abgeschoben. «Wir haben uns so machtlos gefühlt», sagte Lepère der Zeitung.

«Wir wollten nur die Schönheit von Hawaii sehen», werden Pohl und Lepère von der «Ostsee-Zeitung» zitiert. Stattdessen sahen sie die kalten Wände eines Abschiebegefängnisses. Der Aloha-Spirit? Für die Rostockerinnen ein ferner Traum, der in Handschellen zerplatzte.

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Angepasste Reisehinweise

Das Reiseschicksal der beiden jungen Deutschen sorgt nicht nur in ihrer Heimat für Aufsehen. Es gibt bereits zahlreiche aktuelle Fälle, in denen Touristen in den USA grundlos verhaftet und abgeschoben wurden.

Deutschland hat mittlerweile US-Reisewarnungen herausgegeben und warnt vor unberechenbaren Einreisekontrollen. Neu heisst es: «Vorstrafen in den USA, falsche Angaben zum Aufenthaltszweck oder eine auch nur geringfügige Überschreitung der Aufenthaltsdauer bei Reisen können bei Ein- bzw. Ausreise zu Festnahme, Abschiebehaft und Abschiebung führen.»

Auch die Schweiz hat USA-Reisehinweise angepasst: Bei einem Verstoss gegen Einreisevorschriften droht eine Rückweisung, Festnahme oder Inhaftierung, heisst es auf der entsprechenden Webseite des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA).

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