Iraner vor seiner Hinrichtung
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Majidreza Rahnavard (†23):Iraner vor seiner Hinrichtung

Kurz vor seiner Hinrichtung im Iran aufgenommen
Das sind die letzten Worte von Madschid-Resa Rahnaward (†23)

Teilnehmende der systemkritischen Proteste im Iran werden von der Regierung hingerichtet. Darunter auch Madschid-Resa Rahnaward. Jetzt ist ein Video aufgetaucht, in dem seine letzten Worte zu hören sind.
Publiziert: 16.12.2022 um 16:15 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2022 um 10:30 Uhr
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Im Iran lässt die Regierung um Präsident Ebrahim Raisi) Demonstrierende hinrichten, die sich an den systemkritischen Protesten beteiligen.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Seine Augen sind verbunden. Neben ihm stehen zwei maskierte Männer. Es ist einer der letzten Momente im Leben von Madschid-Resa Rahnaward (†23). Der Iraner wurde in seiner Heimat am Montag hingerichtet. Er wurde öffentlich gehängt.

In dem Video, das auf Twitter kursiert, durfte der 23-Jährige vor seiner Exekution noch etwas sagen. Rahnaward wird gefragt, was er in seinem Testament geschrieben habe. «Wo sie mich begraben sollen», antwortet er. Und «dass ich nicht will, dass sie weinen». Er findet trotz allem die Kraft, seinen Mitmenschen Mut zu machen. «Sie sollen nicht den Koran lesen und beten», sagt er. «Sie sollen glücklich sein. Frohe Lieder spielen.»

Der 23-Jährige war zuvor wegen «Feindschaft zu Gott» verurteilt worden. Ihm wurde vorgeworfen, im November zwei Mitglieder der berüchtigten paramilitärischen Basidsch-Miliz mit einem Messer ermordet zu haben. Laut Angaben der Behörden habe Rahnaward die Tat gestanden. Doch wie «Amnesty International» mitteilt, soll das Geständnis unter Folter entstanden sein.

Regierung lässt Tausende festnehmen

«Die entsetzliche öffentliche Hinrichtung von Majidreza Rahnavard offenbart den wahren Charakter der iranischen Justiz: Sie ist ein Mittel zur Unterdrückung. Sie liefert Menschen an den Galgen, um Angst zu verbreiten und Vergeltung an denjenigen zu üben, die es wagen, sich gegen die gesellschaftlichen Zustände zu wehren», sagt Diana Eltahawy, Expertin für den Nahen Osten und Nordafrika bei Amnesty International.

Der Iran wird seit dem Tod der jungen iranischen Kurdin Mahsa Amini (†23) am 16. September von einer Protestwelle erschüttert. Amini war zuvor von der Sittenpolizei verhaftet worden, weil ihr ein Verstoss gegen die strenge Kleiderordnung des Landes vorgeworfen wurde.

Seitdem haben die Behörden bei ihrem Durchgreifen gegen die von ihnen als «Unruhen» bezeichneten Geschehnisse Tausende festgenommen. Die iranische Justiz hat nach eigenen Angaben elf Todesurteile in Verbindung mit den Protesten verhängt.

Schüler, Sportler und Musiker auf der Todesliste

Die Hinrichtungen wurden national und international scharf kritisiert. Neben den internationalen Sanktionen im Zusammenhang mit dem Atomstreit wurden gegen Teheran nun auch weitere wegen Menschenrechtsverletzungen verhängt. Laut Beobachtern ist nach den Handlungen des Regimes eine Einigung im Atomstreit und damit der Hoffnungsschimmer für die iranische Wirtschaft nicht mehr erfüllbar.

Dennoch will das Regime weitere Exekutionen vollstrecken und bezeichnet sie als eine legitime Antwort auf die Ausschreitungen im Land. Mindestens 23 weiteren Demonstrierenden droht die Hinrichtung. Am Samstag veröffentlichte die iranische Tageszeitung «Etemad» eine von der Justizbehörde zusammengestellten Liste, auf der 25 Menschen «Moharebeh» vorgeworfen wird.

Auf diese Anklage der «Kriegsführung gegen Gott» steht gemäss islamischer Rechtsauffassung das Todesurteil. Auf der «Todesliste» stehen unter anderem vier bekannte Rap-Musiker, zwei Sportler und drei Schüler. Elf Angeklagte wurden bereits von der iranischen Justiz zum Tode verurteilt. (hei)

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