«Uns erreichen zahlreiche Schreckens-Berichte»
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Amnesty zu Protesten:«Wir haben Kenntnis von über 40 getöteten Kindern»

Rapper, Sportler, Schüler
Das ist die Todesliste der Mullahs

Im Iran werden Demonstrierende hingerichtet, die sich an den systemkritischen Protesten beteiligen. Am Samstag wurde eine offizielle Liste der Angeklagten veröffentlicht, denen ein Todesurteil droht. Auf der «Todesliste» finden sich zahlreiche bekannte Gesichter.
Publiziert: 14.12.2022 um 13:19 Uhr
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Aktualisiert: 14.12.2022 um 13:27 Uhr
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Am Donnerstag, 8. Dezember, wurde der Rap-Musiker Mohsen Schekari (†23) als erster Demonstrant exekutiert. Drei weitere Rapper stehen auf der Liste.
Foto: Twitter @NatalieAmiri
Lena Heimhalt

Im Iran herrscht seit dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini (†22) am 16. September Ausnahmezustand. Aktivisten werfen der Polizei vor, die junge Frau misshandelt zu haben.

Teheran bezeichnet die Demonstranten als «Randalierer» und wirft den USA, anderen westlichen Ländern und kurdischen Exil-Gruppen vor, die Proteste zu unterstützen.

Am Samstag veröffentlichte die iranische Tageszeitung «Etemad» eine von der Justizbehörde zusammengestellten Liste, auf der 25 Menschen «Moharebeh» vorgeworfen wird. Auf diese Anklage der «Kriegsführung gegen Gott» steht gemäss islamischer Rechtsauffassung das Todesurteil.

Der Rapper Mohsen Schekhari (†23) wurde am vergangenen Donnerstag als erster der Demonstrierenden exekutiert. Am Montagmorgen folgte die Hinrichtung von Madschid-Resa Rahnaward (†23). Der Wrestler wurde öffentlich an einem Kran gehängt.

Die Hinrichtungen wurden international scharf kritisiert. Dennoch wurden bereits elf weitere Angeklagte von der iranischen Justiz zum Tode verurteilt. Auf der «Todesliste» stehen einige bekannte Gesichter.

Vier Rapper

Neben Mohsen Schekhari stehen weitere Rap-Musiker auf der Liste. Einer von ihnen ist der kurdische Rapper Saman Seyedi (27), bekannt als Saman Yasin. In seinen Protestsongs singt er über die Unterdrückung der Bevölkerung in seiner Heimat. Nachdem er bei einer Demonstration gegen das islamistische Regime in Teheran festgenommen worden war, veröffentlichte seine Mutter eine Videobotschaft auf Twitter. «Mein Sohn ist Künstler, kein Krawallmacher», sagt sie. Als Grund für seine Verhaftung wird angegeben, dass er drei Schüsse abgefeuert haben soll und dadurch Unruhe und Angst verbreitet habe.

Auch der Rapper Toomaj Salehi (33) ist angeklagt. In seinen Protestliedern thematisiert er die Probleme der iranischen Gesellschaft und kritisiert die Richtlinien der Regierung. Am 28. Oktober gab Salehi sein letztes öffentliches Interview. «Wir leben an einem Ort des Terrors», sagte er gegenüber dem kanadischen Fernsehsender CBC. «Wir haben es mit einer Mafia zu tun, die bereit ist, die ganze Nation zu töten, um ihre Macht, ihr Geld und ihre Waffen zu behalten.» Zwei Tage später wurde er festgenommen.

Behrad Ali Konari (28) wird als vierter Rapper aufgeführt. Allen wird vorgeworfen, Lügen veröffentlicht und in Form von Propaganda mit feindlichen Regierungen zusammengearbeitet zu haben.

Zwei Sportler

Auf der Liste sind auch Sportler zu finden. Neben dem Wrestler Madschid-Resa Rahnaward ist auch Karatestar Mohammad Mehdi Karami (22) angeklagt und Berichten von Menschenrechtsorganisationen zufolge zum Tode verurteilt worden. Ihm wird vorgeworfen, bei der Tötung eines Mitgliedes der Basij-Miliz mitgewirkt zu haben. In einem Interview erzählt sein Vater, wie er von dem Urteil erfahren hat. Am Telefon habe ihm sein Sohn gesagt: «Mein Urteil ist Hinrichtung, Baba, sag Mama nichts.»

Drei Schüler

Auch drei Minderjährigen droht laut Amnesty International demnächst die Verurteilung zum Tode. Zehn Tage nach der Gedenkfeier für die ermordete Freiheitskämpferin Hadis Najafi wurden die drei Schulkollegen Amir Mohammed Jaafari (17), Arin Farzam Nia (17) und Amin Mehdi Shakarollahi (17) in ihrer Schule verhaftet. Ihre Familien seien nicht informiert worden.

Radiologe und seine Frau

Auch das Ehepaar Ghare-Hassanlou wurde verhaftet, nachdem sie an der Gedenkfeier teilgenommen hatten. Der Radiologe Hamid Ghare-Hassanlou wurde in Karaj zum Tode verurteilt. Seine Frau Farzaneh Ghare-Hassanlou soll für 25 Jahre in Haft kommen. Der Hilfsorganisation Hawar Help zufolge haben die beiden einen erwachsenen Sohn und eine minderjährige Tochter.

Dunkelziffer

Die Dunkelziffer der Angeklagten und vermutlich zum Tode Verurteilten scheint trotz der veröffentlichten Liste hoch zu sein. So werden mehrere Namen von Menschenrechtsorganisationen genannt, die nicht auf der «Etemad»-Liste zu finden sind. Zwei dieser Männer sind die Brüder Farhad und Farzad Tahzadeh.

Auch dem iranischen Fussballspieler Amir Nasr-Azadani droht einer Mitteilung der internationalen Föderation für Profifussballer zufolge die Hinrichtung. Er hatte sich zuvor für Frauenrechte und «grundsätzliche Freiheit» in seinem Heimatland eingesetzt. Auf der «Etemad»-Liste wird er nicht aufgeführt.

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