Kurios-Experiment in USA
Forscher machen aus Hamster «hyperaggressiven Tyrannen»

Forschenden aus den USA ist es gelungen, mithilfe einer speziellen Methode, Gene von Hamstern zu manipulieren. Dabei machten sie eine schockierende Entdeckung: Tief in den kleinen Nagern schlummert ein grosses Gewaltpotenzial.
Publiziert: 30.05.2022 um 21:23 Uhr
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Hamster sind bekannt für ihre ruhige und zutrauliche Art.
Foto: Shutterstock

Sie sind klein, flauschig und dank ihrer ruhigen Natur bestens als Haustiere für Kinder geeignet: Zwerghamster. Doch in den charismatischen Nagern schlummert auch eine andere Seite. Sie können auch unfassbar aggressiv und brutal werden. Das hat ein kurioses Experiment in den USA gezeigt.

Wie unter anderem das US-amerikanische Magazin «Mother Jones» berichtet, ist es Wissenschaftlern von der University of Georgia mithilfe der neuartigen Gen-Editierungstechnik CRISPR-Cas9 gelungen, aus einem «freundlichen Hamster» einen «hyperaggressiven Tyrannen» zu machen.

Die Forschenden haben bei einer Gruppe von Hamstern einen «neurochemischen Signalweg, der eine entscheidende Rolle bei der Beeinflussung des Gruppenverhaltens bei Säugetieren spielt» ausgeschaltet – also der Teil der DNA, bei dem annimmt, dass er soziale Phänomene von Paarbindung, über Kommunikation und Verhalten in der Gruppe bis hin zu Dominanz und Aggression beeinflusst, wie in einer Mitteilung der Universität steht.

Käfig gleiche einem MMA-Kampfring

Womit die Wissenschaftler allerdings nicht gerechnet haben: Die genmanipulierten Hamster entpuppten sich als aggressive Rabauken. Wenn man ein paar der Hamster in einen Käfig sperre, könnte sich dieser in das Äquivalent eines MMA-Kampfrings verwandeln, heisst es.

Dabei hatten die Forschenden eigentlich erwartet, dass die Nager statt aggressiver passiver werden würden. Die Wissenschaftler gingen davon aus, dass der manipulierte Signalweg für das Auslösen von Konflikten verantwortlich sei.

«Wir gingen davon aus, dass, wenn wir die Vasopressin-Aktivität ausschalten, sowohl die Aggression als auch die soziale Kommunikation abnehmen würden. Doch das Gegenteil war der Fall», wird der Neurowissenschaftler H. Elliott Albers, einer der Autoren der Studie, in dem US-Magazin zitiert.

Studie zeigt, wie mächtig die CRISP-Methode ist

Dass männliche Hamster gegenüber anderen Art- und Geschlechtsgenossen eher aggressiv auftreten, ist ein bekanntes Phänomen. Allerdings weisen weibliche Hamster diese Eigenart im Normalfall nicht auf.

Das Ausschalten des Vasopressin-Signalwegs führte aber nicht nur zu einem drastischen Anstieg der gleichgeschlechtlichen Aggression bei den Männchen, sondern auch dazu, dass die Weibchen genauso gemein zueinander waren wie ihre männlichen Artgenossen – ein Ergebnis, das Albers als «verblüffend» bezeichnete.

Die Studie aus Georgia demonstriert allerdings nicht nur das Wutpotenzial der kleinen Nager, sondern auch, wie mächtig die CRISPR-Methode ist. Und die Forschenden müssen einräumen: «Wir verstehen das System nicht so gut, wie wir dachten.» Albers sagt: «Die kontraintuitiven Ergebnisse zeigen uns, dass wir anfangen müssen, über die Wirkung dieser Rezeptoren in ganzen Schaltkreisen des Gehirns nachzudenken und nicht nur in bestimmten Gehirnregionen.» (chs)

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