Darum sind die Infektionszahlen im Balkan so hoch
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Lage wird immer prekärer:Darum sind die Infektionszahlen im Balkan so hoch

Kosovo ist nicht der grösste Impf-Muffel
Hier sind die Corona-Problemzonen auf dem Balkan

Der Balkan gilt als Corona-Problemzone: Kosovo und Nordmazedonien wurden im Sommer zu Hotspots, viele Ferienrückkehrer landeten in Schweizer Spitalpflege. Nicht in allen Balkan-Ländern sieht die Situation aber gleich schlecht aus. Eine Übersicht der Erstimpfungen.
Publiziert: 06.09.2021 um 20:17 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2021 um 22:44 Uhr
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Im Kosovo sind die Spitäler überlastet, die Rega musste Schweizer Covid-Patienten gleich reihenweise abholen.
Foto: keystone-sda.ch

Griechenland: Von allen Ländern der Balkan-Halbinsel hat Griechenland die höchste Impfquote. 59 Prozent der Gesamtbevölkerung bekamen mindestens eine Dosis, das liegt leicht über der Schweizer Quote von 58,7 Prozent. Trotzdem schlug das Virus in den Sommerferien voll zu: Auf der Partyinsel Mykonos versagten alle Schutzmassnahmen, aus vermeintlich sicherem Reisen wurde pures Corona-Chaos. Aktuell ist die Geschwindigkeit der Corona-Verbreitung etwa auf Schweizer Niveau.

Slowenien: Hier haben 48 Prozent der Bevölkerung mindestens einen Piks erhalten, was bezüglich Impfquote für Platz 2 auf dem Balkan reicht. Im Vergleich mit dem EU-Durchschnitt von 65 Prozent ist das aber tief. Dafür wird in Slowenien das Zertifikat relativ breit eingesetzt.

Serbien: Serbien machte anfänglich richtig Dampf beim Impfen. Auch der chinesische Impfstoff Sinopharm und das russische Pendant Sputnik werden genutzt, sogar eine Geldprämie für Impfwillige kündigte Staatschef Aleksandar Vucic an. Das Resultat war trotzdem eine Impfquote von lediglich 43 Prozent. Und die konnte das Land nicht davor bewahren, während der Sommerferien zum Hotspot zu werden. Mit einer 7-Tage-Inzidenz von 325 ist Serbien auf allen Corona-Weltkarten tiefrot eingefärbt und auf diversen Risikolisten gelandet.

Kroatien: Kroatien kommt wie Serbien auf eine Impfquote von 43 Prozent. Während der Sommerferien hat das Land verschiedene Schutzmassnahmen verschärft, speziell für die Touristengebiete an der Adria-Küste. Noch im Juli gab es an manchen Tagen keinen Corona-Todesfall, nun liegt der aktuelle Wochendurchschnitt bei sechs Verstorbenen pro Tag.

Nordmazedonien: Das Land wurde in einem Bericht der Covid-Taskforce Ende August explizit als Hotspot für Ansteckungen von Schweizer Ferienreisenden genannt. Mit hohen Infektionsraten und einer Impfquote von gerade einmal 35 Prozent steht das Land noch immer schlecht da. Besonders tragisch: Die Corona-Todesfälle sind von fast null im Juli auf momentan knapp unter 30 pro Tag gestiegen.

Montenegro: In keinem Land verbreitet sich Corona momentan schneller. Mit einer 7-Tage-Inzidenz von 595 ist die Situation in Montenegro sehr ernst. Die Impfquote ist mit 34 Prozent nur knapp über derjenigen des Kosovo. 2020 bekam Montenegro Hilfslieferungen aus Österreich, um die Pandemie bewältigen zu können. Sogar Patienten wurden übernommen.

Kosovo: Auch im Kosovo verbreitete sich Corona zuletzt rasend schnell, wenn auch etwas langsamer als in Montenegro: Die 7-Tage-Inzidenz lag während der Sommerferien bei über 700, ist nun auf noch immer sehr hohe 490 gesunken. Nur 16 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft, inklusive Erstimpfungen steigt der Wert immerhin auf 30 Prozent. Hier schlug das Virus im Sommer voll zu: Während arglos gefeiert wurde, musste die Rega über 20 Mal ins Land fliegen, um Covid-Patienten zurück in die Schweiz zu holen. Die Todesfälle haben ein neues Allzeithoch erreicht, mit bis zu 26 Corona-Toten pro Tag.

Albanien: Mit 29 Prozent Impfquote sieht die Situation in Albanien ähnlich aus wie im Kosovo. Das Virus verbreitet sich zwar schnell, aber doch viel langsamer als im Nachbarland Kosovo. Und auch die Todeszahlen sind offiziellen Angaben zufolge noch im tiefen einstelligen Bereich.

Rumänien: Erst rund 27 Prozent der rumänischen Bevölkerung sind vollständig geimpft. Eine Million Impfdosen hat die Regierung bereits anderen Ländern weitergereicht, weil sie wegen der geringen Nachfrage sonst verfallen würden.

Bosnien und Herzegowina: Der zweitletzte Platz punkto Impfquote: Nur 17 Prozent, Erstimpfungen mitgerechnet. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 117.

Bulgarien: Mit 16 Prozent Impfquote kommt das Land auf den letzten Platz. Das liegt unter anderem daran, dass in Bulgarien Verschwörungstheorien weit verbreitet sind, so die Analyse verschiedener Experten. Diese Woche treten neue Corona-Beschränkungen in Kraft, weil auch die Todeszahlen stark ansteigen. Das Gesundheitssystem sei unter «ernsthaftem Druck», sagte Interimsminister Stojtscho Kazarow am Freitag. Zudem soll mit Gutscheinen die Impf-Kampagne angekurbelt werden. (sac)

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