Mitten im Unterricht knallte es: Ein Sechsjähriger richtete die Waffe auf seine Primarlehrerin Abigail Z.* (25) und drückte ab. Dabei fügte der Schüler der jungen Frau lebensbedrohliche Verletzungen zu.
Die Schock-Tat, die laut Polizei kein Unfall war, ereignete sich im Januar an einer Grundschule in der Stadt Newport News im US-Bundesstaat Virginia. Der Bub packte die Pistole seiner Mutter in seinen Rucksack und nahm sie in die Schule mit.
Jetzt klagt Abigail Z. die Schulleitung an. Die Lehrerin fordert 40 Millionen Dollar Schmerzensgeld. Der Vorwurf: Die Schule habe sie nicht ausreichend geschützt.
Hinweise ignoriert
In der 20-seitigen Anklageschrift, die dem «People»-Magazin vorliegt, heisst es, dass die Schulleitung mehrere Hinweise ignoriert habe. Demnach solle man davon gewusst haben, dass sich «eine Schusswaffe auf dem Schulgelände befand und diese im Besitz einer gewalttätigen Person war». Z. habe ihrer Vorgesetzten gesagt, dass der Sechsjährige an diesem Tag besonders brutal gewesen sei.
Weiter sollen Mitschüler eine andere Pädagogin darauf hingewiesen haben, dass der Sechsjährige bewaffnet sei. Auf den ersten Blick fand man allerdings nichts im Rucksack. Die Bitte der Lehrerin, das Kind zu durchsuchen, lehnte die Schulleitung gemäss Anklage ab.
«Ich denke täglich daran»
Nach der Tat ist Z. viermal operiert worden. Der Schuss ging durch ihre linke Hand und brach den Mittelknochen sowie den Zeigefinger und den Daumen. Danach ging die Kugel in ihre Brust. «Ich bin mir nicht sicher, ob der Schock jemals vergehen wird. Ich denke täglich daran», sagte Z. in einem TV-Interview mit NBC News. Die Schule hat sich bislang nicht zur Schock-Tat geäussert.
Vorfälle an Schulen mit solch jungen Schützen sind auch in den USA selten. Laut der «New York Times» gab es seit 1970 16 Fälle mit Schützen unter zehn Jahren. Bei drei von ihnen seien Sechsjährige beteiligt gewesen, von diesen drei Vorfällen wiederum seien zwei als versehentlich registriert worden. (bab)
* Name bekannt