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Angriffe auf der Krim:Videos zeigen Rauch über Hauptquartier der Schwarzmeerflotte

Kiew greift nach dem «Kronjuwel» im Krieg
Ukraine habe von Nato grünes Licht für Angriffe auf die Krim erhalten

Die Nato habe der Ukraine erlaubt, Langstreckenraketen für Angriffe auf die Krim einzusetzen. Das berichtet die spanische Zeitung «El Pais». Kiew eröffne damit eine «neue Front» auf das «Kronjuwel» im Krieg. Kriegspräsident Putin gerät unter wachsenden Druck.
Publiziert: 26.09.2023 um 01:14 Uhr
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Aktualisiert: 26.09.2023 um 08:23 Uhr
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Am Freitag, nach fast zwei Wochen Bombardements, gelang Kiews Streitkräften ein besonders schwerer Schlag gegen die russischen Besatzer in Sewastopol.
Foto: IMAGO/ITAR-TASS/ Sipa USA
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

«Die Ukraine eröffnet eine neue Kriegsfront auf der Krim», titelt Spaniens grösste Tageszeitung «El Pais». Kiew nutze neu in ihr Arsenal aufgenommene, von Nato-Staaten gelieferte Langstreckenwaffen, um die Schwarzmeer-Halbinsel zurückzuerobern. Russland hatte die Krim 2014 annektiert. Jetzt hätten Kiews Nato-Verbündete grünes Licht für den Einsatz der gelieferten Waffen erteilt, um die Krim zurückzuerobern.

Angriffe auf die Krim erfolgen ausschliesslich auf dem See- und Luftweg. Die bis 2014 ukrainische Peninsula ist von Norden und Osten aus auf dem Landweg erreichbar, doch der bleibt für die Ukraine abgeschnitten. Nun läuft offenbar eine neue Phase von Kiews Gegenoffensive an, um die Krim zurückzuerobern – die schon das Kronjuwel vieler Herrscher war.

Die Zustimmung des Westens für Luft- und Seeangriffe auf die Krim würde eine «bedeutende Änderung des Drehbuchs» darstellen, so «El Pais». «Bis vor wenigen Monaten galt die Krim in Washington, Berlin und Paris als rote Linie, die den Konflikt noch weiter eskalieren könnte. Für den Kreml und für die meisten Russen ist die Krim ein unveräusserlicher Teil ihrer nationalen Identität.»

«Echte rote Linie» für Russland

Der Fall der Krim wäre ein Triumph für Kiew und womöglich kriegsentscheidend. Das Hissen der ukrainischen Flagge in Sewastopol würde nicht nur das noch verbliebene Vertrauen von Russen in die Kriegsgeschicke von Präsident Wladimir Putin (70) erschüttern.

Moskau könnte sich bei einem Verlust des militärisch und strategisch wichtigen Territoriums gezwungen sehen, den Krieg zu eskalieren. Kiews Einmarsch auf der Krim würde eine «echte rote Linie» für Moskau überschreiten, warnte der frühere US-Verteidigungsminister Robert Gates (80) vor Monaten.

«Speerspitze der Krim-Offensive»

Bei der Krim-Offensive setzen die ukrainischen Streitkräfte vorab auf den britisch-französischen Marschflugkörper Storm Shadow. Die Rakete ist die erste Langstreckenwaffe, die Verbündete an die Ukraine liefern. 2022 wurden vorab US-amerikanische Himars-Raketen mit einer Reichweite von 80 Kilometern zur Ausschaltung von russischen Kommandostützpunkten und Militärarsenalen benutzt. Storm-Shadow-Raketen haben eine Reichweite von 550 Kilometern. «El Pais» nennt sie die «Speerspitze der Krim-Offensive».

Inzwischen wird die russische militärische Infrastruktur auf der Halbinsel fast täglich angegriffen. Die letzten zwei Wochen waren für die ukrainische Luftwaffe besonders erfolgreich – offenbar praktisch ausschliesslich dank Storm-Shadow-Luftangriffen.

Ukraine gelingen schwere Schläge gegen Krim-Besatzer

Am 13. September wurde das militärische Schiffsreparaturdock in Sewastopol beschossen, wobei ein U-Boot und ein Landungsschiff beschädigt wurden. Am 20. September wurde das zweite Kommandozentrum der russischen Schwarzmeerflotte teilweise zerstört. Am 21. September wurde der Luftwaffenstützpunkt Saky, Russlands wichtigster Luftwaffenstützpunkt auf ukrainischem Gebiet, erneut angegriffen.

Am Freitag, dem 22. September, hatte das ukrainische Militär die russisch besetzte Krim mit einem kombinierten Angriff von Drohnen und Marschflugkörpern überzogen. «Nach dem Treffer im Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte starben 34 Offiziere, darunter auch der Kommandeur der Schwarzmeerflotte Russlands», teilte der Pressedienst der Spezialkräfte beim ukrainischen Militär mit. Die russische Schwarzmeerflotte operiere derzeit wie ein «Huhn ohne Kopf». Die russische Seite bestätigte den angeblichen Tod von Flottenchef Viktor Sokolow (61) zunächst nicht.

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Einen Tag später zerstörte eine ukrainische Rakete ein Treibstoffdepot der russischen Flotte auf der Krim. Auch in der Nacht auf heute Dienstag werden auf der Krim wieder Explosionen gemeldet. Nach Angaben des russischen Besatzungschefs des Gebiets, Michail Raswoschajew (42), soll es sich um eine «kontrollierte Sprengung» am schwer beschädigten Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol gehandelt haben.

Kiew fordert Staatsbürger zum Verlassen der Krim auf

Kirill Budanow (37), Leiter von Kiews militärischem Geheimdienst, sagte dem US-Portal «The War Zone» am Samstag, dass auch lange geforderte ATACMS-Raketen mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern nicht gegen russisches Territorium eingesetzt werden, wie dies die Nato-Partner fordern. Budanow betonte aber, dass die Krim zur Ukraine gehöre.

Gleichentags forderte Kiew seine Staatsbürger dazu auf, die Krim zu verlassen und auf die Befreiung der Halbinsel zu warten. Iryna Wereschtschuk (43), Vize-Ministerpräsidentin des Landes, mahnte Ukrainer, aus der von Russland besetzten Halbinsel zu fliehen, bis sich die Lage beruhige.

«Ich fordere die Ukrainer noch einmal auf, die Krim wenn möglich zu verlassen», so Wereschtschuk auf ihrem Telegram-Kanal. «Warten Sie in kontrolliertem Gebiet oder in Drittländern auf die Befreiung der Halbinsel.»

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