Es war ein verheerender Raketenangriff. Am Freitag attackierte die Ukraine das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim. Internationale Beobachter stellten sich die Frage: Wie war dies so gezielt möglich? Schnell vermehrten sich Berichte von russischen Offizieren, die der Ukraine beim Angriff geholfen haben sollen. Laut ukrainischen Partisanen, die mit den offiziellen ukrainischen Streitkräften zusammenarbeiten, hätten fehlende Lohnzahlungen seitens des Kremls das Vorhaben der Rekrutierung erleichtert.
Gegenüber «Kyiv Post» erklärte die Partisanengruppe der Ukrainer auf der Krim, dass sie von russischen Offizieren Informationen über den Aufenthaltsort wichtiger russischer Kommandanten erhalten hätten. Im Gegenzug bekamen sie von den Ukrainern finanzielle Belohnungen. Moskau habe es nicht fertiggebracht, seinen Marinesoldaten pünktlich ihren Lohn zu zahlen.
«Finanzielle Beiträge helfen bei Kooperation»
Mittels Kenntnissen über die Aktivitäten der Russen, war es für die Ukraine viel einfacher, die zerstörerische Attacke zu planen.
Der Sprecher der Partisanengruppe räumt aber auch ein: «Zahlungsverzögerungen allein bringen Offiziere nicht dazu, gegen die eigenen Behörden vorzugehen.» Sie seien auch davon überzeugt, dass ihr Land einen verbrecherischen Krieg führt, der gestoppt werden müsse. «Finanzielle Beiträge helfen natürlich bei einer Kooperation.» Sie würden als zusätzlichen Anreiz wirken, erklärte der Sprecher.
Der Ukrainer verriet zwar nicht, wie hoch die Geldbeträge waren, die ausbezahlt wurden, es würde aber reichen, um den Bedarf «für die Offiziere und ihre Familien» zu decken. Die Identitäten der «assistierenden Offiziere» wurden ebenfalls nicht offengelegt. Die Partisanengruppe gab nur bekannt, dass mit Russen kooperiert wurde, die gute Kenntnisse über die allgemeinen Aktivitäten der russischen Schwarzmeerflotte haben.
Partisanen spielen entscheidende Rolle
Die Attacke vom Freitag war für Russland ein grosser militärischer und symbolischer Schlag – und falls sich die Opferzahlen bestätigen sollten, geht auch ein grosser physischer Verlust aus dem Angriff hervor. Laut dem Chef des ukrainischen Verteidigungsnachrichtendiensts kamen beim Angriff neun Menschen ums Leben und viele weitere wurden schwer verletzt. Zu den Schwerverletzten würden auch Aleksandr Romanchuk, Kommandant der russischen Streitkräfte an der Saporischschja-Front, und Leutnant Oleg Tsekow, Kommandeur der 200. Motorschützenbrigade der Nordflotte der russischen Marine gehören.
Der Verteidigungsnachrichtendienst bestätigte gegenüber der «Kyiv Post» die Zusammenarbeit mit den Partisanen. Die Gruppe spiele eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Feind auf der Krim, teilte der Sprecher der Behörde mit. Nichtsdestotrotz bleibe die Situation für Partisanen auf der Krim hochriskant, da das Gebiet immer noch von den Russen besetzt ist.
Der Sprecher der Partisanengruppe bleibt jedoch optimistisch: «Wir haben Ohren und Augen, sowohl drinnen als auch draussen. So sehen und hören wir als Erste, was dort geschieht.» (ene)