Grossstädte verleihen ihren Einwohnern Anonymität. Was manchen gefällt, kann für andere zum Verhängnis werden. So auch im Fall eines Rentners (†70) in der deutschen Stadt Chemnitz, die eine Viertelmillion Einwohner zählt. Laut «Bild» war sein Leben in der Stadt einsam – so einsam, dass 1,5 Jahre niemandem aufgefallen ist, dass er tot ist.
Gegenüber der deutschen Zeitung nimmt der Tatortreiniger Thomas Kundt (44), der den Fall miterlebt hat, Stellung. Dass Menschen einsam sterben, sei trauriger Alltag. «Dieser lange Zeitraum ist aber unfassbar. Der Mann scheint wirklich weder Freunde noch Familie, nicht mal Bekannte gehabt zu haben. Wir haben nicht einmal private Fotos beim Aufräumen gefunden», so Kundt.
Junges Paar wird wegen Wäsche stutzig
Der Tod des Rentners wurde denn auch nicht von Freunden oder Verwandten bemerkt, sondern von einem völlig fremden Paar. Im Februar zogen der Mann und die Frau ins Nachbarhaus ein. Und wunderten sich immer wieder über einen Wäscheständer, der monatelang unberührt auf dem Balkon stand, wie sie «Bild» erklärten.
Lange haben sie sich nicht getraut, die Behörden zu informieren. «Wir wollten ja niemanden stalken. Doch da lag irgendwas, was ein Kissen oder sogar ein Mensch sein konnte im Zimmer. Irgendwann haben wir uns dann doch getraut, den Notruf zu wählen.»
Die Rettungskräfte konnten nur noch Überreste des Verstorbenen auffinden. Die kleine Einzimmerwohnung wird nun durch Tatortreiniger Kundt geputzt, bevor Nachmieter einziehen können. Ein Begräbnis für den einsamen Rentner ist nicht geplant. (chs)