Es sind Aufnahmen, die den Ernst der Lage in den USA verdeutlichen. Leichen, auf Paletten übereinandergestapelt wie die Gipfeli beim Bäcker. Häftlinge müssen die Toten in Lastwagenanhänger verfrachten. Türen zu, der nächste LKW rollt an, die nächste Palette wird beladen. Akkord-Arbeit!
Diese Bilder stammen aus El-Paso im US-Bundesstaat Texas. Das dortige Leichenschauhaus ist überfüllt. Zu viele Menschen sterben an Corona. Über 20'000 hat das Virus bisher im zweitgrössten Staat der USA dahingerafft.
Die Behörden haben deshalb einen Hilferuf gestartet, mehrere Häftlinge haben sich freiwillig für die grausige Arbeit gemeldet. Seit einer Woche sind zehn von ihnen im Dauereinsatz, bisher haben sie acht Kühlanhänger gefüllt, berichtet die «New York Post». Weitere Laster rollen an.
Krankenschwester: «Nicht einer hat es geschafft»
Für ihre Arbeit erhalten die Häftlinge Masken, Handschuhe, Schutzausrüstung und 2 Dollar pro Stunde. Sowie Erinnerungen, die sie wohl ein Leben lang nicht vergessen werden.
Auch in den Spitälern von El Paso scheint die Lage dramatisch. Die Krankenschwester Lawanna Rivers richtete sich mit einem verzweifelten Appell an ihre Facebook-Freunde. Sie arbeitete laut eigener Aussage in El Paso einige Zeit in einem Bereich für Corona-Patienten, «The Pit» (Auf deutsch: Die Grube) genannt. «Am ersten Tag hiess es, wer in den ‹Pit› kommt, verlasse ihn nur im Leichensack. Es sei eigentlich ein Sterberaum.»
Fast alle Patienten seien jung gewesen, einer erst 29 Jahre alt. Doch man habe den Patienten nicht wirklich helfen wollen, hatte sie den Eindruck. «Das Spital gab die Weisung heraus, dass Corona-Patienten nur drei Wiederbelebungsversuche – CPRs – erhalten. Nicht einer hat es geschafft», sagt Rivers. Sie sei seit vielen Jahren Krankenschwester, aber so etwas wie dort habe sie nie erlebt. «Ich habe nur noch geweint, habe meinen Mann und meinen besten Freund angerufen und gesagt, was ich hier sehe, ist einfach nicht richtig. Ich kann nicht mehr hierbleiben.»
Richter verliert gegen Unternehmen
Texas wird derzeit von einer zweiten Corona-Welle getroffen, nachdem die Zahlen im Sommer zwischenzeitlich zurückgegangen waren. Anschliessend lockerte der Gouverneur des Staates die Regeln. Der Bezirksrichter von El Paso wollte aufgrund der nun steigenden Zahlen einen Lockdown für seinen Bezirk. Behörden des Bundesstaates und mehrere örtliche Restaurantbesitzer klagten jedoch dagegen – mit Erfolg. Der Entscheid, ob ein Lockdown ausgerufen wird, liege beim Gouverneur, urteilte das Berufungsgericht. Und so geht das Sterben weiter. Udie Häftlinge befüllen weiter Laster mit Corona-Toten. (vof)