US-Präsident Donald Trump (74) gibt nicht auf. Auf Twitter fragt er in der Nacht auf Samstag erstaunt, wo ihm der Wahlsieg gestohlen worden sei: «Ich hatte in all diesen Staaten bis spät in die Wahlnacht einen so grossen Vorsprung», schreibt Trump vier Tage nach der Wahl auf Twitter, «nur um zu sehen, wie die Vorsprünge im Laufe der Tage auf wundersame Weise verschwanden.»
Der Präsident scheint weiterhin überzeugt, sich den Wahlsieg auf dem Rechtsweg sichern zu können: «Vielleicht kehren diese Vorsprünge zurück, wenn unsere Gerichtsverfahren voranschreiten!», droht er.
Dabei werden Stimmzettel in US-Wahllokalen gemeinsam von demokratischen und republikanischen Parteivertretern ausgezählt. Und die brieflich abgegebenen Stimmen werden verzögert ausgezählt. Und je mehr der Briefstimmen ausgezählt werden, desto mehr wird Trump abgehängt. Trump hat bis heute keinen Beweis für Wahlbetrug vorgelegt.
Trumps Fehleinschätzung: Der Covid-19-Faktor
Trumps grobe Fehleinschätzung: Die Corona-Pandemie hat die 2020-Wahl grundlegend verändert. Demokraten haben ihre Parteianhänger vorsorglich dazu aufgerufen, ihre Stimmen per Briefwahl abzugeben, um sich nicht der Covid-19-Ansteckungsgefahr auszusetzen.
Das «China-Virus», wie Trump es auch nennt, hat nicht nur seine Präsidentschaft auf den Kopf gestellt. Trumps Corona-Schönreden rächt sich vielfach. Die coronadedingte Briefwahl der Demokraten dürfte jetzt das Ende der Präsidentschaft von Donald Trump besiegeln. Das ausgerechnet nach dem Rekordtag von Neuinfektionen in den USA: Am Freitag wurden 125'552 neue Corona-Fälle bestätigt. Noch nie gab es in Amerika so viele Ansteckungen an einem Tag.
Pence hält zu Trump, Giuliani spricht von toten Wählern
Wenigstens der Vize hält dem Präsidenten noch die Stange. Erstmals seit der Wahlnacht hat sich auch US-Vizepräsident Mike Pence (61) öffentlich hinter seinen Chef gestellt. Pence unterstützt den Präsidenten in dessen Kampf, angeblich legale von illegalen Stimmen zu unterscheiden.
Andere, wie Trumps Anwalt Rudy Giuliani (76), werden konkreter. Auf Twitter empört sich Giuliani, im Schlüsselstaat Pennsylvania seien mindestens 21'000 Tote als Wähler eingeschrieben.
Können die Trump-Anwälte beweisen, dass Tote tatsächlich gewählt haben, und noch dazu für den demokratischen Präsidentschaftsanwärter Joe Biden (77), dann dürfte das die Gerichte beschäftigen.