Kehrtwende ausgerechnet bei deutschem Gesundheitsminister Lauterbach
«Kita-Schliessungen während Corona-Pandemie waren unnötig»

Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach gesteht ein, dass die Kita-Schliessungen nicht nötig gewesen wären. Dies zeige eine aktuelle Studie. Die Kehrtwende des Ministers, der sonst stets alarmistische Töne anschlug, sorgt für Kritik.
Publiziert: 03.11.2022 um 15:24 Uhr
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Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach sorgte für eine Überraschung.
Foto: imago/snapshot

Er ist bekannt für seine alarmistische Rhetorik und prägte die Corona-Pandemie mit der Skizzierung von Schreckensszenarien. Die Rede ist vom deutschen Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59).

Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch machte der sonstige Angstminister jedoch eine überraschende Kehrtwende. «Die Kita-Schliessungen waren aus heutiger Sicht unnötig», so der SPD-Politiker. Dies ergibt sich nach Angaben des Bundesgesundheitsministers aus der aktuellen Corona-Kita-Studie, dessen Ergebnisse er gemeinsam mit der Bundesfamilienministerin Lisa Paus (54) präsentierte.

Gesundheitsminister räumt Fehler ein

«Die Kitas waren keine Treiber der Pandemie», sagte er und gestand damit ein, dass deren Schliessung ein klarer Fehler war. Der Studie zufolge liegt die Inzidenz bei Kita-Kindern mit 9,6 Prozent noch hinter der von Grundschulkindern und Jugendlichen. «In Kitas konnte man sich viel weniger infizieren als in Familien.» So die Haupterkenntnis der Studie des Robert-Koch-Instituts und des Deutschen Jugendinstituts, die untersuchten, welche Rolle die Kindertagesbetreuung bei der Ausbreitung des Virus gespielt hat.

Zudem seien die Krankheitsverläufe der unter Fünfjährigen zu einem grossen Teil asymptomatisch gewesen. Die Kinder hätten kaum bleibende Schäden davon getragen. Paus ergänzte, dass die Kinder oft weniger am Virus selbst als an den Folgen der Massnahmen gelitten hätten.

Die Schäden, welche die Massnahmen bei den Kindern angerichtet hätten, seien nicht unerheblich. «Es ist besonders erschreckend, dass ausgerechnet sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche stark betroffen sind und so viele von ihnen psychische Belastungen zeigen», sagt die Grünen-Politikerin. Künftig müsste das Kindeswohl an oberster Stelle stehen.

Die neuen Erkenntnisse der Studie müssten im kommenden Winter beachtet werden, so Lauterbach weiter. Massnahmen wie Kontaktreduktionen, die Bildung kleiner Gruppen, Masken bei Erwachsenen und das Lüften seien nach wie vor wichtig. Aber: «Das Schliessen von Kitas ist medizinisch definitiv nicht angemessen.»

Lauterbach erntet auf Twitter heftige Kritik

Auf Twitter löst Lauterbachs Kehrtwende heftige Reaktionen aus. Während einige die Richtigkeit seiner Aussage hinterfragen, sehen sich andere darin bestätigt, dass Lauterbach mit seinen radikalen Massnahmen die falsche Strategie verfolgte. «Er ist als Gesundheitsminister nicht mehr tragbar», schreibt ein User. «Dass er mit seiner Corona-Angstmache in wesentlichen Punkten falsch lag, kann inzwischen als gesichert gelten», twittert ein anderer.

Auch von anderen Politikern muss der Gesundheitsminister Kritik einstecken. So meldete sich CDU-Politiker Armin Laschet (61) zu Wort: Er hoffe, dass einige der sich überheblich «Team Vorsicht» nennenden Akteure sich bei den Kindern entschuldigen werden. Und: «Wir hätten uns noch stärker dem Verbotsrausch zulasten der Kinder widersetzen müssen.»

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Doch wie geht es nun weiter? Wird Corona in Deutschland nun plötzlich auf die leichte Schulter genommen? Lauterbachs Aussagen deuten nicht darauf hin. Der Gesundheitsminister rechne im Winter erneut mit steigenden Fallzahlen. Er warnte, dass die Spitäler bereits am Limit arbeiten würden und neue Varianten auf dem Vormarsch seien.

Dennoch: «Wir sind durch die Impfkampagne gut darauf vorbereitet.» Täglich würden 100'000 neue Impfungen verabreicht. Zudem könne man auch auf das Medikament Paxlovid, das zur Behandlung von Covid-19 eingesetzt wird, zurückgreifen. (dzc)

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