In Kenia hatte Omikron leichtes Spiel. Ende des Jahres explodierten die Zahlen förmlich. Kein Wunder. Die Impfquote ist niedrig. Sie liegt bei gerade Mal 16 Prozent. Und strenge Massnahmen gab es so gut wie keine. Kein Lockdown, kaum Einschränkungen. Das Leben ging weiter. Geschlossen wurde nichts. Sogar Clubs blieben geöffnet.
Offiziell gab sich die Regierung allerdings in Sachen Impfen streng. Ohne Impfnachweis sollte niemand mehr die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen dürfen oder eine Bar betreten können.
Wer sich an diese Regeln nicht halte, müsse mit Gerichtsverfahren rechnen, so die Ansage. Dadurch sollte die Impfquote rapide steigen. Tatsächlich galt die Knallhart-Massnahme nur auf dem Papier. Umgesetzt wurde sie nicht. Nirgends wurde der Impfnachweis kontrolliert, berichtet der «Spiegel».
Inzwischen sinken die Zahlen wieder
Und so verbreitete sich die Corona-Variante munter weiter. Genaue Zahlen gibt es nicht. Denn ein Corona-Test können sich viele nicht leisten. Zudem fürchten sich viele vor der Quarantäne. Sie bedeutet: Arbeitsausfall und damit kein Geld. Und so taten viele Kenianer ihre Corona-Erkrankung als Grippe ab.
Ein gefährliches Spiel. Doch die enorme Omikron-Welle, die über das Land rollte, blieb ohne gravierende Folgen. Die Spitäler waren nicht überfüllt, anders als noch bei der Delta-Variante. Die Katastrophe blieb aus. Inzwischen sinken die Zahlen sogar. Das Schlimmste scheint also überstanden.
Hohe Durchseuchung, junge Bevölkerung
Aber wie hat das Kenia geschafft? Experten vermuten, dass das Land bereits vor Omikron eine gewisse Grundimmunität hatte. Denn schon vor der neuen Corona-Variante habe es eine hohe Durchseuchung gegeben. Zum Beispiel in Nairobi, der Hauptstadt von Kenia, wo bis zu 70 Prozent bereits infiziert gewesen sein sollen, wie einzelne Studien nahelegen.
Ein weiterer Punkt: Die Bevölkerung in Kenia ist im Durchschnitt jung, viel jünger als im Vergleich mit Europa. Auch das soll dabei geholfen haben, die Omikron-Welle so gut zu überstehen.
Die Gefahr ist damit in Kenia aber noch nicht gebannt, mahnen Forscher zur Vorsicht. «Es ist völlig offen, ob das jetzt schon das Ende der Pandemie sein könnte», sagt die Leiterin des African Population and Health Research Centers Catherine Kyobutungi zum «Spiegel». Zudem besteht die Möglichkeit, dass sich weitere Varianten entwickeln. Zu hoffen, dass diese wieder mild verlaufen wird, sei falsch. Sie macht sich deswegen weiter für die Impfung stark.
Grossbritannien leidet unter Omikron-Welle
Der Piks könne dabei helfen, einen guten Schutz aufzubauen und für die nächste Welle, die kommen kann, gewappnet zu sein. Inzwischen ist Impfstoff nicht mehr Mangelware in Kenia. Das zeigt sich bei den Impfzentren. Der Andrang ist gross. Die Bevölkerung will sich impfen lassen.
Nicht nur Kenia, auch andere Ländern haben die Omikron-Welle gut überstanden. Darunter Südafrika und Simbabwe. Anders sieht es dagegen gerade Grossbritannien aus. Das Land leidet stark unter den hohen Infektionszahlen.
Durch die vielen Neuinfektionen fehlen Lehrpersonen, auch Schülerinnen und Schüler befinden sich zu grossen Teilen in Quarantäne oder gar in Isolation. Am 10. Januar meldete das Land knappe 20'000 Hospitalisierungen aufgrund des Coronavirus – so hoch waren die Zahlen zuletzt im Februar des vergangenen Jahres. (jmh)