Am Pfingstsonntag stürzte auf der italienischen Seite des Lago Maggiore eine Gondel der Stresa-Mottarone-Seilbahn ab. Inzwischen ist klar, dass der Unfall kein Zufall war. Der Inhaber der Firma Ferrovie del Mottarone, Luigi N.* (56), ein Ingenieur und der Betriebschef haben zugegeben, die Notbremse manipuliert zu haben, um ständige Betriebsstörungen zu vermeiden.
An Bord waren 15 Personen – der 5-jährige Eitan überlebte das Unglück als Einziger. Seine Urgrosseltern, Eltern sowie sein Bruder befinden sich unter den Opfern. Für Eitans Tante ist klar: «Das war kein Unfall, das sind Mörder, die nur ans Geld gedacht haben», sagt sie gegenüber der italienischen Zeitung «La Stampa».
«Da sind auch noch wir»
Die Eltern hätten ihr kurz vor dem Drama noch vom geplanten Ausflug erzählt, sagt die Tante. «Beim letzten Telefonat haben sie mir detailliert das Programm erklärt. Sie haben mir vom Panorama des Lago Maggiore erzählt, das sie so sehr bewunderten.»
Letztendlich seien nicht nur die Verstorbenen zu Opfern geworden. «Da sind auch noch wir», sagt die Tante. «Da sind auch noch die Familien von denen, die ihr Leben auf diesem Berg verloren haben wegen jenen, die nur an ihr Geld dachten. Wegen jenen, die dachten, dass Menschenleben weniger wert seien als ein bisschen Geld.»
Andere Angehörige zeigen Unverständnis für den Umgang der Behörden mit den Trauernden. Sie hätten der Familie ein Staatsbegräbnis versprochen, so der Vorwurf. Jetzt würden sie jedoch plötzlich zurückkrebsen. Eitans Familie lebte in Italien, stammte jedoch aus Israel. Auch der Vizepräsident der Union der jüdischen Gemeinden Italiens, Giulio Disegni, ist vom Ergebnis der Ermittlungen überrascht und schockiert. Für die Verantwortlichen fordert er harte Strafen.
Särge in Israel angekommen
Nach dem tödlichen Seilbahnunglück sind die Särge der fünf Familienmitglieder von Eitan am Mittwoch in ihr Heimatland Israel gebracht worden. Eine Sondermaschine der israelischen Fluggesellschaft El Al landete am Abend laut Flugübersicht auf dem internationalen Flughafen bei Tel Aviv.
Die Beisetzungen finden am Donnerstag und Freitag statt. Der Familienvater hatte laut Medienberichten seit mehreren Jahren in Pavia südlich von Mailand Medizin studiert. Eitan selbst wird momentan weiter in einem Spital in Turin behandelt. Seine Tante und seine Grossmutter stehen ihm vor Ort bei. Nach den Beisetzungen wollen nach Angaben der israelischen Nachrichtenseite Ynet weitere Angehörige zu ihm nach Italien reisen. (bra/noo)
* Name bekannt