Armando D.* hoffte auf den ganz grossen Drogen-Coup. Nun aber muss der 45-jährige Wahl-Tessiner um sein Leben bangen. Denn D. hat es sich mit der albanischen Mafia verspielt.
Angefangen hat alles in Lugano TI: Über eine Firma für Dienstleistungen in der Luft- und Schifffahrt lenkte Armando D. von dort aus einen internationalen Drogenhandel im ganz grossen Stil. Mittels Privatjets und auf Schiffen wurden Kokain aus Südamerika und andere Drogen nach Italien befördert. Alles tonnenweise. Doch jetzt platzte ein wichtiges Geschäft.
Nach Mega-Drogenfund wird Armando D. von der Polizei belauscht
Dem Big Business des Wahl-Tessiners kommen italienische Ermittler am 11. Juni 2020 auf die Spur. Im Hafen von Salerno bei Neapel beschlagnahmt die Polizei vier Container mit 17 Tonnen Drogen. Neben Haschisch finden die Fahnder zwischen Modeartikeln und Kartonrollen 14 Tonnen Pillen. Es handelte sich dabei um «Captagon», ein Amphetamin, das auch IS-Kämpfern als Aufputschmittel dient und das noch nie zuvor in dieser Menge beschlagnahmt worden ist. Der Stoff kam aus Syrien und sollte nach Libyen weiterverschifft werden, berichtet «La Città».
Es ist der Moment, in dem der Name Armando D. bei den Behörden auf dem Radar auftaucht. Fortan wird er abgehört. Die Staatsanwaltschaft sammelt Informationen zum Modus Operandi, deckt den raffinierten Geldtransfer über die Schweizer Firma des Sizilianers und dessen Kommunikation über verschlüsselte Handys auf.
Armando D. jammert im römischen Knast
Am 3. August 2021 werden Armando D. und sein Komplize vom italienischen Zoll verhaftet. Was die Ermittler noch nicht ahnen: Der Italo-Schweizer steckt bereits mitten im nächsten Deal – und mächtig in der Tinte.
Vor seiner Festnahme hatte Armando D. eine Anzahlung von 520'000 Euro von der albanischen Mafia für einen Drogentransport aus Paraguay erhalten. 600 Kilo Koks sollten, versteckt in 20 Koffern, in einer Linienmaschine nach Italien geflogen werden. Der Transport misslingt aber.
Bei den Käufern, die vergeblich auf ihre Ware warten, sorgt das für miese Stimmung. «Sie haben gedroht, meine Familie zu töten, wenn ich ihnen nicht das Geld zurückzahle», klagt Armando D. später seinem Zellennachbar im römischen Knast. «Doch was soll ich machen? Ich kann ja nicht fliehen.»
Die Ermittler werden über die Drohungen informiert. Dank der Lauschaktionen gelingt ihnen der nächste Coup. Am vergangenen Freitag klicken weitere Handschellen. In Pistoia, Pisa, Rom, Mailand, Novara, Salerno und Varese verhaftet die Polizei elf Verdächtige des internationalen Drogenrings, darunter auch Albaner. Ob das Armando D. noch den Kopf rettet?
* Name geändert