Aufnahmen zeigen Moment des Attentats
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Shinzo Abe getötet:Aufnahmen zeigen Moment des Attentats

Japanischer Ex-Premier erschossen – wegen Sekte?
So soll der Mörder von Shinzo Abe bestraft werden

Das Attentat auf den ehemaligen Premier Shinzo Abe schockiert Japan und die Welt. Ein Historiker ist sicher, dass auf den Schützen eine besonders harte Strafe wartet. Zudem sind erste Indizien für das Motiv des Täters aufgetaucht. Im Zentrum: Eine Sekte.
Publiziert: 10.07.2022 um 11:29 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2022 um 12:00 Uhr
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Der frühere Ministerpräsident Shinzo Abe wurde bei einer Wahlveranstaltung in Japan schwer verletzt und starb wenig später.
Foto: keystone-sda.ch

Vor den Augen zahlreicher Menschen wurde der ehemalige japanische Regierungschef Shinzo Abe (†67) am Freitag erschossen.

Beim Attentäter handelt es sich um den 41-jährigen Tetsuya Y.* Der frühere Marinesoldat feuerte mit einer selbstgebastelten Waffe von hinten zwei Schüsse auf Abe ab, als dieser in der Stadt Nara gerade eine Wahlkampfrede hielt.

Auf Bildern war zu sehen, wie der Täter Abe während der Rede im Hintergrund auflauert. Auf Videoaufnahmen von Reportern waren zwei Schüsse deutlich zu hören. Der Angreifer wurde noch am Tatort festgenommen. Am Sonntag wird der Attentäter der Staatsanwaltschaft überstellt.

Hier wird der Schütze überwältigt
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Attentat auf Japans Ex-Premier:Hier wird der Schütze überwältigt

Zustimmung für Galgen sehr hoch

Gegenüber «Bild» erklärt nun der Japan-Experte Takuma Melber, was auf Tetsuya Y. jetzt vermutlich zukommt.

In Japan gibt es nach wie vor die Todesstrafe. Es ist die einzige Industrienation neben den USA, wo diese verhängt wird. Im Gegensatz zu den Amerikanern bekommen die Verurteilten keine Giftspritze, sondern werden am Galgen gehängt.

Die Zustimmung für diese Bestrafung ist im Land der aufgehenden Sonne äusserst hoch. Laut Melber beträgt der Anteil der Gegner in der Bevölkerung weniger als zehn Prozent.

Deswegen glaubt der Historiker, dass auch auf Tetsuya Y. dieses Schicksal wartet. «Aufgrund der Grösse Abes als Staatsmann kann ich mir nicht vorstellen, dass es bei diesem Verbrechen kein hartes Urteil geben wird. Ich gehe davon aus, dass der Täter zum Tode verurteilt wird», sagt er zur «Bild».

Polizei gibt Schutzmängel zu

Abe war von Dezember 2012 bis September 2020 Regierungschef, zuvor schon einmal von September 2006 bis September 2007. Wegen gesundheitlicher Probleme gab er das Amt des Regierungschefs im September 2020 ab.

Doch auch wenn er sein Amt bereits niederlegte, war er weiterhin ein wichtiger Berater des Premierministers. Aus diesem Grund würde ein Todesurteil auf Zustimmung in der Bevölkerung stossen, ist sich Melber sicher.

Wie Tetsuya Y. überhaupt so nah an Shinzo Abe kommen konnte, gilt es zu klären. Japans Polizei räumte unterdessen Mängel beim Schutz von Ex-Premier ein. In einem Schild eines Wahlkampfautos des örtlichen Kandidaten, für den Abe die Rede hielt, seien mehrere Einschusslöcher entdeckt worden, hiess es am Samstag.

Erschossen wegen Mun-Sekte?

Zu seinem Motiv hatte Y. bei seinem Verhör gesagt, er habe aus Hass auf eine religiöse Gruppierung gehandelt, die Abe unterstützt habe.

Seine Mutter habe der religiösen Organisation hohe Summen gespendet, was sie ruiniert habe. Den Namen der Gruppe wollen weder Polizei noch Japans staatstragende Medien bisher nennen. Das Online-Magazin «Gendai Business» will jedoch nun aus Ermittlungskreisen erfahren haben, dass es sich um die umstrittene Vereinigungskirche des verstorbenen koreanischen Sektengründers San Myung Mun handele.

Die auch als Mun-Sekte bekannte Vereinigungskirche hat Mitglieder in vielen Ländern, darunter auch in Japan, und unterstützt konservative politische Anliegen. Politiker wie der frühere US-Präsident Donald Trump (76) und Abe gelten als ihr freundlich gegenüber eingestellt.

Mun, der stark anti-kommunistisch gesinnt war, gründete sie 1954. Dank einer ergebenen Gefolgschaft baute er ein Firmenimperium auf, das ihn zum Milliardär machte. Er war bekannt für grosse Auftritte, wozu auch Massenhochzeiten gehörten. Bereits zuvor hatte es in Japans sozialen Medien Spekulationen gegeben, dass der Abe-Attentäter diese Gruppe gemeint haben könnte. Eine Bestätigung dafür gibt es nicht.

Der geständige Attentäter verneinte laut Medien im Verhör, aus Groll über Abes politische Überzeugungen gehandelt zu haben. Ursprünglich habe er es auch gar nicht auf den rechtskonservativen Politiker abgesehen gehabt, sondern auf einen Anführer der religiösen Gruppe.

Japan wählt Oberhaus

Nach dem Attentat sind nun die Wähler des Landes am Sonntag zur Abstimmung über die Besetzung des Oberhauses des nationalen Parlaments aufgerufen gewesen. Bereits vor Abes Ermordung zeigten Umfragen, dass seine Liberaldemokratische Partei (LDP) und ihr kleinerer Partner Komeito ihre bisherige Mehrheit festigen dürften. Alle drei Jahre wird die Hälfte der 248 Sitze im Oberhaus neu vergeben. Die Wahllokale schliessen um 20 Uhr Ortszeit.

Ein klarer Sieg würde die Machtposition von Regierungschef Fumio Kishida in einer Zeit stärken, in der Japans wirtschaftliche Erholung von der Corona-Pandemie durch steigende Energie- und Lebensmittelpreise bedroht ist. Angesichts der russischen Invasion in der Ukraine und des Machtstrebens Chinas fordert seine Partei zudem eine starke Erhöhung der Militärausgaben. (man/SDA)

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