Am Donnerstag griffen zwei Hamas-Terroristen Jerusalem an und töteten drei Menschen. Bei einer Bushaltestelle eröffneten die mit einem Sturmgewehr bewaffneten Angreifer das Feuer – und schossen auf die wartenden Opfer.
Der israelische Anwalt Yuval K.* (†37) war einer der Ersten am Tatort. Er war auf dem Weg zur Arbeit, als die Tat passierte. K. sprang aus seinem Auto, als er die Schüsse hörte, und rannte über die stark befahrene Fahrbahn. Weil er seine Waffe dabei hatte, warf er sich ins Getümmel, um die wehrlosen Pendler zu schützen.
Mit mehreren Schüssen getötet
Plötzlich tauchten am Tatort zwei israelische Soldaten auf – und zielten ausgerechnet auf den Zivilisten. Ein fataler Irrtum. «Schiesst nicht!», soll K. noch gerufen haben. Jetzt ist der Israeli tot. Erschossen von der eigenen Armee.
Aufnahmen der Sicherheitskameras werfen grosse Fragen über das Vorgehen der beiden Armeeangehörigen auf. Denn: K. soll mit erhobenen Armen auf dem Boden gekniet haben, als die Soldaten auf ihn schossen. Die Waffe habe er zuvor schon weggeworfen, der 37-Jährige war also zum Zeitpunkt seines Todes unbewaffnet. Durch Aufreissen seines Hemdes zeigte er ausserdem, dass er keinen Sprengstoffgürtel trug.
Kritiker werfen der israelischen Armee vor, mit exzessiver Härte gegen mutmasslich palästinensische Menschen vorzugehen. Die Schüsse auf K. erinnern an frühere Vorfälle, bei denen israelische Sicherheitskräfte oder Zivilisten das Feuer auf Angreifer eröffnet haben, die keine Gefahr mehr darzustellen schienen. Der Vorfall fällt auch mit einem Vorstoss des israelischen Ministers für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir (47), zusammen, die Zahl der bewaffneten Zivilisten zu erhöhen.
Auf die Schiesserei angesprochen, sagte Premierminister Benjamin Netanyahu (74), er unterstütze grundsätzlich die Politik seines Ministers, den Zugang zu Waffen zu verbessern. «Wir zahlen vielleicht einen Preis, aber so ist das Leben.» Nach einem Shitstorm versuchte Netanyahu am Sonntag zurückzurudern und bezeichnete den Tod von K. als eine «schreckliche Tragödie». K. sei ein israelischer Held und man setze alles daran, die Geschehnisse genaustens zu untersuchen.
Soldat brüstete sich noch in Interview
Die Familie von K. dürften die politischen Floskeln wenig interessieren. «Er hat alles unternommen, damit er ordnungsgemäss identifiziert werden kann», sagte sein Vater Moshe am Sonntag. «Und sie haben trotzdem weiter auf ihn geschossen.»
Brisant: Bevor sich herausstellte, dass es sich um einen Irrtum handelt, sprach der Soldat Aviad F.* in einem Fernsehinterview noch stolz über sein Vorgehen gegen die Terroristen. «Das ist das ultimative Ziel jedes Soldaten.» Am Montag berichten israelische Medien, dass F. erst zwar verhaftet wurde, anschliessend wurde er wieder auf freien Fuss gesetzt. (ene)
* Namen bekannt