Auf einen Blick
- Israel greift Hisbollahs Finanzeinrichtungen in Beirut und Südlibanon an
- Hisbollah hat globale Verbindungen, besonders in Lateinamerika
- Hisbollah verdient jährlich 400 Millionen US-Dollar durch Drogenhandel
- US-Botschafter: Hisbollah kaufte paraguayische Politiker, darunter Ex-Präsident Cartes
- Experte: Hisbollahs kriminelle Geschäfte werden trotz israelischer Angriffe weiterlaufen
In der Nacht auf Montag hat das israelische Militär seinen Krieg gegen die proiranische Hisbollah ausgeweitet. Ziel diesmal: Die Finanzeinrichtungen der Terroristen, die ein wichtiger Machtpfeiler der Schiiten-Miliz sind. Es seien eine Reihe gezielter Angriffe gegen Dutzende von Einrichtungen und Anlagen durchgeführt worden, die von der Hisbollah «zur Finanzierung ihrer terroristischen Aktivitäten gegen den Staat Israel genutzt werden», teilte die Armee mit. Die Angriffe seien in der Umgebung von Beirut, im Südlibanon und tief im Landesinneren geflogen worden. Zweck des Angriffs sei, die Hisbollah so zu treffen, dass sie auch nach dem Krieg nicht mehr in der Lage ist, sich wieder aufzubauen und neu zu bewaffnen, sagte ein ranghoher israelischer Militärbeamter dem «Wall Street Journal».
Doch reicht das aus? Ein Experte hat Zweifel. Denn: Die Hisbollah hat sich längst zu einer global agierenden Organisation gewandelt. Ihre Geldflüsse kommen längst nicht mehr nur aus dem Iran.
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Kaufte die Hisbollah paraguayische Politiker?
In Lateinamerika unterhält die libanesische Terrororganisation Verbindungen zu mehreren Drogenkartellen. «Die Hisbollah-Netzwerke unterstützen die Kartelle bei Transport und Logistik, aber auch indem sie illegales Geld waschen», sagt Emanuele Ottolenghi vom Thinktank «Foundation for Defense of Democracies» in Washington dem «Tagesanzeiger». Der Drogenhandel floriert. Aus US-Gerichtsdokumenten geht hervor, dass die Hisbollah in einem Jahr 400 Millionen US-Dollar (346 Millionen Franken) allein mit Kokain und Co. verdient. Diese datieren aus dem Jahr 2015, seitdem dürfte die Summe eher grösser als kleiner geworden sein.
Aus Ottolenghis Sicht gibt es drei Gründe, warum die Hisbollah vor allem in Lateinamerika, Tausende Kilometer von Beirut entfernt, Fuss fassen konnte. Seit Ende der 1970er-Jahre gebe es dort eine grosse libanesische Community, welche von der Hisbollah schon länger unterwandert wurde. Hinzu kommt laut dem Experten, dass Lateinamerika auch heute noch jede Menge Möglichkeiten bietet, mit illegalen Aktivitäten Geld zu machen. Obendrein haben sich der Iran und die Hisbollah Ottolenghi zufolge das Ziel gesetzt, in den mitunter instabilen Ländern Lateinamerikas ihre Ideologie zu exportieren. Das Ziel: Man will sich als Alternative zu den USA positionieren.
Der Wissenschaftler nennt im Gespräch mit dem «Tagesanzeiger» das Dreiländereck Argentinien, Brasilien, Paraguay als Hisbollah-Hotspot. Der US-Botschafter in Paraguay, Marc Ostfield, behauptete im vergangenen Jahr, die Hisbollah habe paraguayische Politiker gekauft. Sogar der ehemalige Präsident Horacio Cartes (68) soll bestochen worden sein. Cartes bestreitet Verbindungen zu den Israel-Feinden.
«Die kriminellen Geschäfte werden weiterlaufen»
Auch mit dem Schmuggel von Migranten macht die Hisbollah Geld. Lateinamerikanische Medien berichteten, dass die Terroristen die Migranten durch den Dschungel zwischen Kolumbien und Panama führen und dafür eine Kommission kassieren. Hunderttausende Migranten strömen jährlich aus Süd- und Mittelamerika in die USA.
Ferner nimmt die Hisbollah im Nahen Osten Einfluss auf den Drogenhandel. Es gilt als bekannt, dass der Handel mit dem Amphetamin Fenetyllin, auch Captagon genannt, von den radikalen Islamisten kontrolliert wird. Von Syrien aus wird die Droge in die Nachbarländer und Europa exportiert.
Die israelischen Angriffe werden gemäss Ottolenghi zumindest im Ausland am Status quo wenig ändern. «Die kriminellen Geschäfte der Hisbollah werden weiterlaufen», ist er überzeugt.