Auf einen Blick
- Die Hamas plante seit über zwei Jahren Angriff auf Israel
- Beschlagnahmte Protokolle zeigen detaillierte Vorbereitungen und Unterstützungsgesuche
- Der Angriff am 7. Oktober kostete etwa 1'200 Menschenleben
- Protokolle umfassen 30 Seiten mit bisher unbekannten Details
- Hisbollah griff erst ab dem 8. Oktober ein
Über zwei Jahren plante die Hamas den verheerendsten Angriff auf Israel in ihrer Geschichte. Wie die New York Times berichtet, zeigen beschlagnahmte Protokolle geheimer Hamas-Sitzungen detaillierte Aufzeichnungen über die Planung des Terroranschlags vom 7. Oktober. Anführer Yahya Sinwar wollte darin Iran und Hisbollah in einen grösseren Konflikt mit Israel verwickeln.
Die Dokumente, welche die New York Times einsehen konnte, umfassen 30 Seiten mit bisher unbekannten Details über die Vorbereitungen der Hamas. Ursprünglich war der Angriff für Herbst 2022 geplant, wurde aber verschoben, um Unterstützung von Iran und Hisbollah zu gewinnen. Im Juli 2023 bat die Hamas im Libanon um Hilfe bei Angriffen auf sensible Ziele.
Wusste Iran Bescheid?
Laut den Protokollen wollte die Hamas mit dem Angriff auch die Annäherung zwischen Israel und Saudi-Arabien stören. Um den Überraschungseffekt zu maximieren, vermied die Gruppe grössere Konfrontationen mit Israel.
Der Angriff am 7. Oktober kostete etwa 1200 Menschen in Israel das Leben und löste massive Vergeltungsschläge im Gazastreifen aus. Unklar war bisher, wie viel Iran und Hisbollah über die Pläne wussten. Irans oberster Führer bestreitet jede Beteiligung, auch US-Beamte zweifeln an einer direkten iranischen Rolle.
Erneute Vorwürfe im israelischen Geheimdienst
Die Protokolle wurden Ende Januar auf einem Computer in einem Hamas-Kommandozentrum in Khan Younis im Gazastreifen gefunden. Die Zeitung überprüfte ihre Echtheit mit Hamas-Mitgliedern und Experten und kam zum Schluss, dass sie durchaus echt sind. Das israelische Militär hält die Dokumente ebenfalls für authentisch.
Die Entdeckung führte zu Vorwürfen unter israelischen Geheimdiensten. Eine interne Überprüfung stellte die Frage, warum die Strategie nicht früher erkannt wurde, und die israelische Armee wollte sich nicht dazu äussern. Hamas und Hisbollah reagierten nicht auf die Anfragen der New York Times.
Irans UN-Mission wies die Behauptungen jedoch zurück: «Alle Planungen, Entscheidungen und Anweisungen wurden ausschliesslich von der militärischen Abteilung der Hamas in Gaza ausgeführt. Jegliche Versuche, dies mit Iran oder Hisbollah in Verbindung zu bringen, sind haltlos und stammen aus gefälschten Dokumenten.»
Bereits seit 2022 ist das «Grosse Projekt» bekannt
Die Protokolle erwähnen ein «grosses Projekt» erstmals im Januar 2022. Israelische Geheimdienstler dürften den Begriff wohl öfter gehört haben, verstanden die Bedeutung aber erst nach dem Angriff. Laut den Aufzeichnungen nahm Hamas-Führer Sinwar an allen Treffen teil und mehrere Militärkommandeure werden nur mit Decknamen genannt.
Die Pläne umfassten Angriffe auf 46 israelische Militärposten, einen Luftwaffenstützpunkt und ein Nachrichtenzentrum sowie Städte und Dörfer. Dies ähnelte einem detaillierten Schlachtplan, den Israel 2022 abgefangen, aber nicht ernst genommen hatte.
Nach Netanyahus Rückkehr an die Macht Ende 2022 wollte die Hamas das Verhalten der neuen Regierung bewerten. Im Mai 2023 diskutierten die Führer mögliche Angriffstermine und betonten, der Anschlag müsse bis Ende des Jahres erfolgen, bevor Israel ein neues Raketenabwehrsystem einsetzen könne.
Hisbollah griff erst am 8. Oktober ein
Laut den Protokollen besprach Sinwars Stellvertreter Khalil al-Hayya den Plan im August 2023 mit einem iranischen Kommandanten. Auch der im Exil lebende Hamas-Führer Ismail Haniyeh wurde über das «grosse Projekt» informiert. Letztlich griff Iran Israel erst Monate nach dem Hamas-Angriff direkt an. Die Hisbollah unterstützte die Hamas erst ab dem 8. Oktober, als Israel begann, die Kontrolle über seine Grenzen wiederzuerlangen.
Am frühen Morgen des 7. Oktobers bemerkten israelische Geheimdienstler ungewöhnliche Hamas-Aktivitäten, schätzten diese aber falsch ein. Um 3.17 Uhr zirkulierte ein Memo, das besagte: «Es wird geschätzt, dass Hamas derzeit nicht an einer Eskalation und Konfrontation interessiert ist». Gut drei Stunden später begann der Angriff.
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