Iran soll das Westjordanland aufgerüstet haben
Israel erwartet Attacke von der anderen Seite

Kommts zu einem neuen 7. Oktober? Palästinenser bereiten sich offenbar auch im Westjordanland auf einen Angriff auf Israel vor. Der Unterschied: Dieses Mal sind die Israelis vorbereitet.
Publiziert: 01.12.2023 um 18:42 Uhr
1/6
Wut auf die Israelis: In der Stadt Hebron im Westjordanland kam es zu Protesten.
Foto: IMAGO
RMS_Portrait_AUTOR_242.JPG
Guido FelderAusland-Redaktor

Nach der Gewalt im Gazastreifen steigt auch die Aggression im Westjordanland. Die Region östlich von Israel könnte sogar zu einem neuen Konfliktherd werden. 

Das Institute for the Study of War (ISW) berichtet, dass der Iran in den vergangenen Monaten in den Aufbau militärischer Kapazitäten und Ausrüstung im Westjordanland investiert habe. Israelische Politiker befürchten nun, dass palästinensische Extremisten auch vom Westjordanland aus einen Angriff auf Israel initiieren könnten. 

Mark Regev (63), Berater des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu (74), warnt ebenfalls vor einem Angriff aus dem Westjordanland – ähnlich wie beim Angriff am 7. Oktober, als Islamisten vom Gazastreifen her nach Israel eindrangen, über 1400 Menschen töteten und rund 250 weitere Personen als Geiseln nahmen. 

Der Angriff war für die Israelis unverhofft gekommen und hat sie auf dem linken Bein erwischt. Nach Ausbruch des Kriegs haben sie ihr Verteidigungssystem hochgefahren und Tausende Reservisten eingezogen. Bei einem erneuten Angriff wären die Israelis also bereit, ihn abzuwehren und zurückzuschlagen. 

Israelis vertreiben

Regevs Befürchtungen decken sich mit Aussagen der iranischen Führung. Der Befehlshaber der Islamischen Revolutionsgarde, Generalmajor Hussein Salami (63), hatte sich schon in einem Interview im August 2022 für Bodenangriffe der Hisbollah und der palästinensischen Milizen auf Israel ausgesprochen. 

Solche Angriffe sollten das innere Chaos schüren und zu einer Abwanderung aus Israel führen. Vor kurzem hatte der iranische Verteidigungsminister Mohammad Reza Gharaei Ashtiani (63) gesagt, dass der Angriff vom 7. Oktober die Zuwanderung nach Israel gedrosselt habe. 

Gewalt in den eigenen Reihen

Im Westjordanland war es in den vergangenen Tagen immer wieder zu Zwischenfällen gekommen. Bei einer Razzia sollen die israelischen Verteidigungskräfte mehrere Palästinenser getötet haben, auch Kinder. Die Israeli waren auf der Suche nach Personen, die an Attentaten beteiligt gewesen waren oder Angriffe planten, als sie laut eigenen Angaben angegriffen wurden.

Die Extremisten bekämpfen sich auch in den eigenen Reihen. So gibt es Berichte, wonach zwei Palästinenser hingerichtet und anschliessend öffentlich zur Schau gestellt worden sind, weil sie angeblich Informationen an israelische Geheimdienste weitergegeben haben. 

Im Westjordanland leben rund drei Millionen Menschen, wovon 2,5 Millionen Palästinenser sind. Die Uno-Vollversammlung hatte das Gebiet im Teilungsplan von 1947 dem zu gründenden arabischen Staat zugesprochen. Seit dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 gilt es nach internationalem Recht als von Israel besetzt. Israel errichtet immer mehr Siedlungen, was zu massiver Kritik führt.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?