Die Auseinandersetzung zwischen den Israelis und den Palästinensern hat eine jahrtausendealte Vorgeschichte. Wir erklären dir die Zusammenhänge des Nahostkonflikts.
Die Vorgeschichte
Um den Nahostkonflikt zu verstehen, muss man die Uhr um 3000 Jahre zurückdrehen. Über 1000 Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung entwickelte sich in den Königreichen Israel und Juda die jüdische Religion. 70 nach Christi Geburt zerstörten und plünderten die Römer den jüdischen Tempel in Jerusalem, worauf sich viele Juden über die ganze Welt in die «Diaspora» (altgriechisch für Zerstreuung) verteilten.
Im 16. Jahrhundert begannen Juden, in ihr «gelobtes Land» zurückzuwandern, wo sich neben Juden inzwischen viele Muslime, aber auch Christen niedergelassen hatten. Die Region, von der man heute als Palästina spricht, gehörte von 1516 bis 1918 zum Osmanischen Reich.
Die Gründung Israels
Nach Ende des 19. Jahrhunderts kam es in dieser Region zu jüdischen Einwanderungswellen. Während des Holocaust im Zweiten Weltkrieg brachten sich in diesem Gebiet rund 300’000 Juden in Sicherheit vor den Nazis.
Grossbritannien, das Palästina ab 1920 verwaltete, übertrug nach aufflammender Gewalt zwischen den Bevölkerungsgruppen sein Mandat an die Vereinten Nationen, die im November 1947 für die Errichtung von zwei Staaten – einem jüdischen und einem arabischen – stimmten. Die Juden stimmten dafür, die Araber dagegen. Am 14. Mai 1948, am Tag der Niederlegung des britischen Mandats, rief der Führer der zionistisch-sozialistischen Arbeiterpartei, David Ben-Gurion (1886–1973), den Staat Israel aus.
Die Flüchtlingswellen
Die arabischen Nachbarländer Ägypten, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien reagierten auf die Ausrufung mit einem Angriff auf Israel. Im Krieg konnte Israel aber sein Territorium vergrössern und den Westteil Jerusalems erobern. Viele arabische Bewohner flohen in die Nachbarstaaten, wo viele von ihnen und ihren Nachkommen heute noch in Flüchtlingslagern leben. Umgekehrt flohen viele Juden aus arabischen Ländern nach Israel, wo sie – im Gegensatz zu den Flüchtlingen in arabischen Staaten – als jüdische Staatsbürger aufgenommen wurden.
Die Kriege
Auf diesen Palästinakrieg von 1948/49 folgten weitere Kriege. Bei der Sues-Krise 1956 demonstrierte Israel seine militärische Überlegenheit, beim Sechstagekrieg 1967 zerbombte Israel innert weniger Stunden Ägyptens Luftwaffe, der Abnutzungskrieg gegen Ägypten 1968 bis 1970 endete unentschieden, und auch beim überraschend angezettelten Jom-Kippur-Krieg 1973 konnten Ägypten und Syrien Israel nicht bezwingen.
Die Eroberung neuer Gebiete durch Israel verschärfte den Konflikt mit den Palästinensern. Hunderttausende Menschen kamen im Westjordanland, in Ost-Jerusalem und im Gazastreifen unter israelische Besatzung und Militärverwaltung.
Die Lösungsvorschläge
Im Vordergrund steht die Zweistaatenlösung, die dem Teilungsplan der Uno von 1947 entspricht und auch von der Schweiz unterstützt wird. Der Plan: Neben Israel soll ein unabhängiges Palästina gegründet werden. Dieses Konzept erhielt Anfang des neuen Jahrtausends auf beiden Seiten immer mehr Zustimmung, bis in Israel Hardliner Benjamin Netanjahu (73) an die Macht kam und durch den Siedlungsbau im Westjordanland die Gegenseite verärgerte.
Die Einstaatenlösung sieht vor, dass aus den Gebieten Israel, Westjordanland und Gazastreifen ein einheitlicher Staat gebildet wird. Die Dreistaatenlösung sieht vor, die Kontrolle des Gazastreifens an Ägypten und die Kontrolle eines Teils des Westjordanlands an Jordanien abzutreten oder aus diesen beiden Teilen zwei eigene palästinensische Staaten zu gründen.