Ihre Bilder gingen um die Welt
Wussten diese Gaza-Fotografen vom Hamas-Angriff?

Der Grossangriff der Hamas überraschte am 7. Oktober die Welt. Innert kürzester Zeit kursierten Bilder. Sie zeigen, wie Hamaskämpfer Israel infiltrieren. Nun wird spekuliert, ob die Fotografen selbst Hamas-Mitglieder waren.
Publiziert: 09.11.2023 um 19:28 Uhr
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Hier posiert der Fotograf Hassan Eslaiah mit Hamas-Chef Yahya Sinwar. Wusste er vom Angriff?
Foto: x

Am 7. Oktober griff die Hamas Israel überraschend an. Hunderte Hamaskämpfer infiltrierten Israel und töteten über 1400 Menschen. Weitere 240 Menschen wurden als Geiseln genommen. Medien berichteten live über das Geschehen. Ihre Bilder schockierten die ganze Welt.

Ein Bericht der Nichtregierungsorganisation Honest Reporting beleuchtet nun die Fotografen, die diese Aufnahmen gemacht haben. Im Fokus stehen sechs Journalisten aus dem Gazastreifen, die an jenem Samstagmorgen das Geschehen dokumentierten. Ihre Bilder wurden von den Nachrichtenagenturen Reuters und Associated Press (AP) verbreitet. Ebenso waren sie bei der «New York Times» und beim Sender CNN zu sehen. Da alle Fotojournalisten rechtzeitig am Ort des Geschehens waren, stellt sich die Frage: War das Zufall oder wussten sie im Vorhinein vom Angriff? Und wieso kamen sie heil davon?

Hassan Eslaiah

Eslaiah befand sich am 7. Oktober im israelischen Grenzgebiet. Wie Screenshots eines inzwischen gelöschten Posts auf X zeigen, berichtete er am Tag des Angriffs vor einem brennenden israelischen Panzer – ohne Presseweste oder Helm. Er postete zudem ein Video, in dem er sagte: «Jeder, der sich in dem Panzer befand, wurde vor kurzem von den al-Qassam-Brigaden (dem bewaffneten Flügel der Hamas) entführt.»

Später nahm er Bilder aus dem Kibbuz Kfar Aza auf. Sie zeigen, wie Hamas-Mitglieder versuchen, einen Zaun zu durchbrechen, sowie ein brennendes Haus. Die Bilder wurden von CNN und AP verbreitet.

Nachdem Honest Reporting infrage stellte, wieso Eslaiah zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, tauchte ein weiteres Bild auf. Es lässt den Journalisten nicht gut aussehen. Denn: Eslaiah kriegt darauf einen Wangenkuss von Yahya Sinwar – dem Chef der Hamas höchstpersönlich.

Mohammed Mostafa und Yasser Qudih

Auch Mostafa und Qudih waren zum richtigen Zeitpunkt an der Grenze, ebenso auf israelischem Gebiet. Auch sie machten dort Bilder von einem brennenden israelischen Panzer. Mostafa nahm sogar auf, wie ein Mob einen israelischen Soldaten foltert und aus einem Panzer zieht. Die Bilder wurden von Reuters veröffentlicht. Das Bild mit dem Soldaten wurde von der Nachrichtenagentur als eines der «Bilder des Tages» gekennzeichnet. Eine Warnung wurde hinzugefügt. 

Yousef Masoud

Masoud wohnt eigentlich – wie auch die anderen Journalisten – im Gazastreifen. Doch auch Masoud war auf israelischem Boden und nahm Bilder von israelischen Panzern auf. Er arbeitet für die AP und die «New York Times».

Ali Mahmud und Hatem Ali

Die beiden Fotojournalisten Ali Mahmud und Hatem Ali nahmen am 7. Oktober Bilder von den Hamas-Entführungen auf. Diese wurden von der AP verwendet. Ein Foto von Ali zeigt, wie Geiseln in einem Golf-Cart in den Gazastreifen verschleppt werden. Bilder von Mahmoud zeigen zudem, wie die Leiche von Shani Louk auf einem Truck der Hamas liegt. Die Deutsch-Israelin wurde von den Terroristen getötet.

Das sagen die Nachrichtenagenturen

Nicole Meir, Sprecherin von AP, sagte gegenüber «Daily Wire»: «Die Associated Press hatte keine Kenntnis von den Anschlägen vom 7. Oktober, bevor sie stattfanden. Die Aufgabe der AP besteht darin, Informationen über aktuelle Nachrichtenereignisse auf der ganzen Welt zu sammeln, wo auch immer sie stattfinden. AP verwendet Bilder, die von Freiberuflern auf der ganzen Welt aufgenommen wurden, auch in Gaza.» 

Die «New York Times» reagierte entsetzt auf die Anschuldigungen und wies den Vorwurf zurück. «Es ist rücksichtlos, solche Vorwürfe zu machen, und bringt unsere Journalisten in Israel und Gaza in Gefahr», hiess es in einer Mitteilung. Yousef Masoud soll am 7. Oktober nicht für die Zeitung gearbeitet haben. «Seitdem hat er wichtige Arbeit für uns geleistet», hiess es weiter. 

CNN sagte gegenüber Ynetnews, dass beschlossen wurde, jegliche Beziehungen zu Eslaiah einzustellen – obwohl es laut dem Sender «keinen Grund gibt, an der journalistischen Genauigkeit der Arbeit zu zweifeln, die er für uns geleistet hat».

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Auch Reuters weist jegliche Vorwürfe von sich. Gegenüber «Bild» sagte die Nachrichtenagentur: «Reuters erwarb Fotos von zwei in Gaza ansässigen freiberuflichen Fotografen, die sich am Morgen des 7. Oktobers an der Grenze aufhielten und zu denen Reuters keine vorherige Beziehung unterhielt.»

Weitergehend betont die Nachrichtenagentur, dass die veröffentlichten Bilder nicht sofort aufgenommen wurden: «Die von Reuters veröffentlichten Fotos wurden zwei Stunden, nachdem die Hamas Raketen auf den Süden Israels abgefeuert hatte, und mehr als 45 Minuten, nachdem Israel erklärt hatte, Bewaffnete hätten die Grenze überschritten, aufgenommen.» Dies impliziert, dass die Journalisten Zeit hatten, um zum Ort des Geschehens zu reisen. 

Das sagt Israel

Die israelische Regierung findet härtere Worte. So wirft der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (74) den Journalisten vor, mit der Hamas in Verbindung zu stehen: «Diese Journalisten waren Komplizen bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit; ihr Handeln verstiess gegen die Berufsethik.»

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Der Ex-Verteidigungsminister Benny Gantz (64), der aktuell im Kriegskabinett arbeitet, schrieb zudem auf X: «Journalisten, die von dem Massaker wussten und dennoch tatenlos zusahen, wie Kinder abgeschlachtet wurden, unterscheiden sich nicht von Terroristen und sollten als solche behandelt werden.» (mrs)

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