Das Haus im Würgegriff der Flammen – und plötzlich war ihr Ehemann verschwunden. So beschreibt die Griechin Panayiota Noumidi (81) den Horror, den sie am Sonntagnachmittag im Dorf Gouves auf der Insel Euböa durchlebte. Ein Foto von ihr ging wenig später um die ganze Welt. Es zeigt Noumidi nach Luft ringend und sich vor Verzweiflung mit einer Hand ans Herz fassend beim Verlassen ihres Grundstücks. Im Hintergrund der Waldbrand, der sich vom Hügel hinter dem Haus her immer weiter nähert.
Sie habe ihren Mann aus den Augen verloren, als die Flammen auf das Haus zusteuerten, sagt Noumidi gegenüber «Star.gr». «Er war mit einem Kessel Wasser davongerannt, um den Brand zu löschen.» Die Polizisten aus dem Dorf und viele weitere Einwohner seien gekommen, um zu helfen. «Ich habe nur noch geschrien», sagt Noumidi. «Und weil ich an Bluthochdruck leide, brach ich zusammen und fiel zu Boden.»
Bange Stunden des Wartens
Die Polizei habe sie dann aufgehoben und ins örtliche Gesundheitszentrum gebracht. «Mein Verstand war nicht mehr klar», sagt die 81-Jährige. Die Ärzte hätten sie dann mit Injektionen und Sauerstoff versorgt. «Ich wollte nicht bleiben, ich wollte sofort wieder nach Hause.» Doch die Ärzte wollten sie nicht gehen lassen. Die Stunden des Wartens seien wie ein Albtraum gewesen.
Noumidis Ehemann ist zum Glück wohlauf, die vom Waldbrand bedrohten Häuser konnten gerettet werden. Noumidi, die ursprünglich aus Athen stammt und mit ihrem Ehemann seit 34 Jahren in Gouves lebt, bedankt sich bei den Helfern aus dem Dorf: «Die jungen Leute, die sich versammelt hatten und bei der Wasserversorgung für Nachschub sorgten, haben die Häuser gerettet.»
50'000 Hektar Fläche und 1000 Häuser verbrannt
Laut dem Fotografen, der die eindrücklichen Bilder aus Gouves mit seiner Kamera festhielt, war Noumidis eine von vielen Dorfbewohnern, die trotz des Waldbrandes ausharrten, um ihr Eigentum zu schützen. «Das Feuer war ganz in der Nähe ihres Hauses ausgebrochen und sie suchte nach ihrem Mann», sagt Konstantinos Tsakalidis gegenüber «Kathimerini.gr». Glücklicherweise, so sagt er weiter, sei das Feuer kurz vor den Häusern gestoppt worden.
Dass ihr Foto weltweit auf den Titelseiten von Zeitungen veröffentlicht wurde, scheint Noumidis nicht weiter zu kümmern. «Ich bin nicht an dieser Sache interessiert», sagt sie. «Ich bin daran interessiert, eines Tages aufzustehen und alles wieder so zu sehen, wie ich es kannte.» Schätzungen zufolge sind auf Euböa 50'000 Hektar Fläche verbrannt. Im Dorf Mantoudi wurden über 1000 Häuser durch die Flammen zerstört. «Ganz Euböa ist niedergebrannt», sagt Noumidis.
Landesweit loderten in den letzten Tagen teilweise bis zu 500 Brände gleichzeitig. Inzwischen hat sich die Lage leicht entspannt. Auf Euböa gibt es aber weiterhin viele kleinere Brände. Weil die Rauchentwicklung nicht mehr so stark war, konnten die Löschflugzeuge und -hubschrauber am Mittwochmorgen besser löschen, wie griechische Medien berichten. Einen Hoffnungsschimmer liefert zudem das Wetter: Für Euböa ist Regen angekündigt. (noo)