Sie gilt als Vorzeige-Politikerin und muss sich jetzt entschuldigen. Finnlands Regierungschefin Sanna Marin (36) ist wegen einer Party-Nacht nur wenige Stunden, nachdem ihr Aussenminister positiv auf das Coronavirus getestet worden war, in die Kritik geraten. Einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage zufolge halten zwei Drittel der Finnen das Verhalten der Ministerpräsidentin für einen «ernsten Fehler». Für die Party-Nacht hat sich die 36-Jährige nun öffentlich entschuldigt.
Ein Klatschmagazin hatte am Montag Fotos der Regierungschefin in einer Diskothek in Helsinki veröffentlicht. Marin war demnach am Samstagabend ausgegangen und bis in die frühen Morgenstunden tanzen gewesen. Am selben Tag war Aussenminister Pekka Haavisto (63) positiv getestet worden.
Ärger wegen Zmorge
Sie sei mit ihrem Mann ausgegangen, habe Freunde getroffen «und auch den Abend und das Nachtleben genossen», erklärte die Sozialdemokratin auf Facebook. Zuvor sei ihr von offizieller Stelle versichert worden, dass sie sich gemäss der geltenden Corona-Richtlinien nicht isolieren musste, obwohl sie Kontakt zu einem nachweislich Infizierten gehabt hatte.
«Ich hätte ein besseres Urteilsvermögen haben und die mir gegebenen Hinweise noch einmal überprüfen sollen», sagte Marin. «Es tut mir sehr leid, dass ich nicht verstanden habe, dass ich das hätte tun müssen.»
«Der Aufruhr war ziemlich gross, wenn man bedenkt, dass die Regel seit einem Dutzend Jahren in Gebrauch ist und auch frühere Premierminister sie genutzt haben», erklärte Marin damals.
Jüngste Regierungschefin der Welt
Finnland ist bislang im europäischen Vergleich gut durch die Pandemie gekommen. Das Land mit seinen 5,5 Millionen Einwohnern hat rund 196'000 Ansteckungen und 1384 Todesfälle verzeichnet. Allerdings lag die Zahl der Neuinfektionen mit 308 Fällen pro 100'000 Einwohnern in den vergangenen zwei Wochen so hoch wie nie zuvor.
Marin war zum Zeitpunkt ihrer Ernennung 2019 die jüngste Regierungschefin der Welt. Sie war bereits wiederholt wegen Partys in ihrer offiziellen Residenz und als unseriös kritisierten Posts in den Online-Netzwerken in die Kritik geraten. «Ich bin eine Vertreterin der jüngeren Generation», sagte sie dazu. «Und ja, das spiegelt sich in meiner Art zu arbeiten und zu leben wider.» (AFP/jmh)