Gleiche Arbeit, aber weniger Lohn. Knapp 17 Prozent weniger verdienen Frauen in Finnland im Vergleich zu Männern in gleichgestellten Positionen. Damit sich das ändert, sollen künftig die Löhne aller Personen in einem Unternehmen offengelegt werden.
Konkret sollen Frauen, die eine Diskriminierung vermuten, überprüfen können, wie viel ihre männlichen Kollegen innerhalb der Firma verdienen. Das Ziel des neuen Gesetzes sei es, das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen zu schliessen, sagte Thomas Blomqvist, Minister für Gleichstellung, gegenüber der Nachrichtenagentur «Reuters».
Kultur soll geändert werden
«Im Mittelpunkt des Regierungsprogramms steht die Beseitigung ungerechtfertigter Lohnunterschiede. Sie werden jetzt rigoroser angegangen», so Blomqvist. Das Gesetz solle im Parlament noch vor den Wahlen im April 2023 verabschiedet werden, sagte der Minister weiter. Treibende Kraft hinter dem Gesetz ist Premierministerin Sanna Marin.
Arbeitnehmerverbände befürworten das neue Gesetz grösstenteils. «Die Lücke zu schliessen erfordert eine Änderung der Einstellung. Daher ist es notwendig, das Gesetz zu modernisieren, um die Kultur zu ändern», sagte etwa Katarina Murto, Direktorin des Gewerkschaftsverbands für Fach- und Führungskräfte.
Rückstand auf andere nordische Länder
Die Verbände der Arbeitgeber hingegen kritisierten die Idee. Der Vorstoss würde viele Konflikte schaffen und wenige Probleme lösen, hiess es. «Eine verpflichtende Veröffentlichung detaillierter Angaben zu den einzelnen Gehältern würde zu allgemeiner Neugier und einer Verschlechterung des Arbeitsklimas führen», sagte Katja Leppanen, leitende Rechtsberaterin des finnischen Industrieverbands.
Laut dem aktuellen Ranking der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung liegt Finnland in Sachen Lohngleichheit auf Rang 37. Damit liegt das Land deutlich hinter anderen Ländern wie Norwegen (Platz 8), Dänemark (Platz 9) und Schweden (Platz 12).
Die Schweiz liegt mit einem Lohnunterschied von rund 15 Prozent auf Rang 34. (zis)