Es war eigentlich eine gute erste Einstiegsfrage: Tucker Carlson (54) fragte Wladimir Putin (71), ob er eigentlich etwas paranoid sei, da er nach dem Angriff auf die Ukraine von einer Bedrohung durch die USA und die Nato gesprochen habe.
Daraufhin stellt ihn Putin in den Senkel, fragt, ob das «eine Talkshow oder ein ernstes Gespräch» sei. Es war der Moment, in dem Tucker Carlson einknickte: Er lacht nervös und lässt dann Putin eine weit ausschweifende Abhandlung über die Geschichte Russlands halten.
«Dachte, er würde scharfe Fragen stellen»
Nun, einige Tage nach Ausstrahlung des Interviews, lässt Putin kein gutes Haar am Interviewer. Gegenüber dem russischen Journalisten Pawel Sarubin sagt Putin, dass er Carlson eigentlich für «gefährlich» halte. «Ehrlich gesagt dachte ich, dass er sich aggressiv verhalten würde und diese sogenannten scharfen Fragen stellen würde. Und dazu war ich nicht nur bereit, ich wollte es!»
Putin führt weiter aus, dass ihm dies die Möglichkeit gegeben hätte, «genau so scharf» zu antworten. Denn offenbar hat auch der Kreml-Chef realisiert, dass sein Monolog die Zuschauer gelangweilt hat. «Er wählte eine andere Taktik. Er versuchte mehrmals, mich zu unterbrechen, erwies sich aber dennoch – überraschend für einen westlichen Journalisten – als geduldig.»
Trotzdem ist er Carlson dankbar
Carlson habe sich seine langen Monologe angehört, «insbesondere solche, die sich auf die Geschichte bezogen» und habe ihm keinen Grund gegeben, das zu tun, «wozu ich bereit gewesen wäre».
Putin sagt kritisch, dass schärfere Fragen dem Gespräch eine «gewisse Spezifität» gegeben hätten. «Ehrlich gesagt, habe ich dieses Interview nicht in vollen Zügen genossen», gesteht Putin.
Trotzdem sagt Putin, er sei Tucker Carlson dankbar, da nur durch dieses Interview die westlichen Regierungschefs «zuhören und zusehen» könnten. Schliesslich sein ein direkter Dialog nicht mehr möglich, das sei allerdings deren Schuld – nicht seine. (neo)