Spanische Retter durchsuchen die Gewässer vor den Kanarischen Inseln nach einem Boot mit mindestens 200 afrikanischen Migranten, die vor mehr als einer Woche verschwunden sind. Nach Angaben der Hilfsorganisation «Walking Borders» war das Fischerboot am 27. Juni von der senegalesischen Küstenstadt Kafountine aus in Richtung Kanarische Inseln gestartet. Kafountine liegt etwa 1700 Kilometer von Teneriffa entfernt. Nun wurde rund 140 Kilometer südlich der Kanaren wurde ein Boot gesichtet – und die 86 Passagiere gerettet. Es ist unklar, ob es sich um eines der vermissten Boote handelt. Es werden auch weiterhin mehr als hundert vermisst.
«Wir wissen noch nicht genau, ob es eines der vermissten Boote ist. Aber die Grösse und die Zahl der Menschen an Bord stimmt mit den uns vorliegenden Angaben überein», sagte eine Sprecherin der Seenotrettung. Die Rettungsschiffe würden etwa drei Stunden brauchen, um das Boot zu erreichen.
«Walking Borders» gab laut der spanischen Nachrichtenagentur Efe an, dass viele Kinder an Bord seien. Auch zwei ähnliche Boote mit Dutzenden weiteren Menschen sollen vermisst werden. Der spanische Seenotrettungsdienst teilte mit, dass sich ein Flugzeug der Suche angeschlossen habe.
Zu den beiden anderen Booten gibt es nur wenige Details. Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte Helena Maleno von «Walking Borders» mit den Worten, auf dem einen seien etwa 65 Menschen an Bord, auf dem anderen bis zu 60, damit läge die Gesamtzahl der vermissten Personen unter Berücksichtigung aller drei Boote bei über 300.
Gefährliche Reise über den Ozean
Vor wenigen Wochen hatte bereits ein Migrantenboot Schiffbruch erlitten. Der überfüllte Trawler war vor der Küste Griechenlands gesunken. Rund 80 Menschen ertranken, Hunderte Personen werden noch immer vermisst.
Die Reise von Westafrika zu den Kanarischen Inseln gehört zu den gefährlichsten Routen für Migranten – nicht zuletzt, weil sie meist in einfachen Einbaum-Fischerbooten unterwegs sind, die von starken Atlantikströmungen leicht hin- und hergeschleudert werden.
Tausende illegale Migranten auf Kanarischen Inseln
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) der Vereinten Nationen starben im vergangenen Jahr mindestens 559 Menschen auf See beim Versuch, die spanischen Inseln zu erreichen. Die Zahl der Todesopfer lag im Jahr 2021 bei 1126.
Die IOM zitiert das spanische Innenministerium mit der Aussage, dass im Jahr 2022 15'682 Menschen irregulär auf den Kanarischen Inseln angekommen seien, was einem Rückgang von 30 Prozent im Vergleich zu 2021 entspricht. «Trotz des Rückgangs von Jahr zu Jahr bleiben die Ströme entlang dieser gefährlichen Route seit 2020 im Vergleich zu den Vorjahren hoch», sagt die IOM. (nad)